Auf der dunklen Seite des Manns

Maskulinität wird in liberalen Gesellschaften heute am liebsten gemieden. Rechtsextreme und andere Rattenfänger besetzen diese Leerstelle nur zu gern. Warum wir dringend wieder einen positiven Männlichkeitsbegriff brauchen.

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Illustration:
Christian Bretter
DATUM Ausgabe September 2025

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Mein Überleben verdanke ich einer typisch männlichen Tat.

Als wenige Tage alter Säugling war ich völlig unerwartet blau angelaufen und atmete nur noch schwach. Meine Eltern sprangen ins Auto, mein Vater am Steuer, meine Mutter mit dem röchelnden Baby ohne Muskeltonus am Beifahrersitz. Sie rasten in Richtung Krankenhaus, als sie an einer Straßensperre von einem Polizisten gestoppt wurden, der ihnen barsch bedeutete, sofort umzukehren.

Mein Vater kurbelte das Fenster herunter und sagte zu dem Beamten, auf Frau und Kind neben sich deutend, in etwa das Folgende: ›Wir müssen jetzt ins AKH. Entweder Sie räumen die Sperre weg – oder ich fahr sie um!‹

Ich kann mich aus späteren Erlebnissen genau an die Kombination aus Emotionalität und Autorität erinnern, die mein Vater in Stimme und Blick legte, wenn ihm etwas wirklich wichtig war. Er konnte sehr überzeugend sein, und das bemerkte an diesem Frühlingstag des Jahres 1984 auch besagter Polizist. Der nahm nämlich die Beine in die Hand, schob die Sperre beiseite, und meine Eltern brausten weiter mit mir in Richtung Allgemeines Krankenhaus. 

Dort erlitt ich noch am Weg in den OP aufgrund eines verengten Gefäßes einen Herzstillstand, wurde aber wiederbelebt und erfolgreich notoperiert. Nach einigen Wochen auf der Intensivstation kehrte ich nach Hause zurück und begann ein normales Leben, das um ein Haar nie stattgefunden hätte.

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