Die verlorenen Gärten von Fukushima

Rebekka Deubner erkundet die Spuren dreier Katastrophen.

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Fotografie:
Rebekka Deubner
DATUM Ausgabe September 2025

Sonnendurchflutete Küsten, bunte Algengärten, Porträts von Fremden – auf den ­ersten Blick wirken die Aufnahmen vor uns wie Tagebucheinträge einer Naturbegeisterten. Doch die friedliche Oberfläche trügt: Die deutsch-französische Künstlerin Rebekka Deubner (*1989) begab sich 2014 auf eine fotografische Spurensuche, die sich mit den langfristigen Nachwirkungen der ­dreifachen Katastrophe vom 11. März 2011 in der japanischen Präfektur Fukushima auseinandersetzt – einem folgenreichen Zusammenspiel aus einem Erdbeben der Stärke 9,0, einem 15  Meter hohen ­Tsunami und der darauffolgenden Atomkatastrophe im ­Kernkraftwerk Daiichi.

Fukushima, einst bekannt für seine reiche Natur, malerische Landschaften und den Anbau von Reis und Pfirsichen, ist noch heute von dieser ­Katastrophe gezeichnet: ­öko­logische Langzeitfolgen, weitreichende Sperrgebiete und der schmerzhafte Nachhall einer zerstörten Heimat. Auf der Grundlage persö­nlicher Begegnungen, von Zeitzeugenberichten und­ ­überlieferten Mythen erzählt Deubners Fotoserie Tempête Après Tempête (2014–2019, dt.: Sturm nach dem Sturm) von einem Leben nach einem solchen Vorfall – dem Umgang mit radioaktiver Strahlung, psychischer Spaltung, gesellschaftlicher Fragmentierung. Ihre poetisch aufgeladenen ­Bilder verdichten Landschaft, Körper und Erinnerung zu einer vielschichtigen
Er­zählung.

Heute steht Fukushima nicht nur als Mahnmal für die Risiken der Atomkraft, ­sondern auch als Symbol für Resilienz. Deubners Bilder ­führen uns vor Augen, dass ­Naturkatastrophen und ihre Folgen keine isolierten Er­eignisse sind – sie verbinden sich mit globalen Herau­sforderungen, wie dem Schutz unserer Umwelt und der Achtsamkeit gegenüber zukünftigen Generationen.

Tempête Après Tempête ist ab dem 4. Oktober 2025 im FOTO ARSENAL WIEN in der Gruppenausstellung ›Science/Fiction – A Non-History of Plants‹ zu sehen, die sich künstlerisch mit
der Welt der Pflanzen aus­einandersetzt. •

Mona Schubert ist Kuratorin der Foto Wien und des Foto Arsenal Wien, Österreichs neuem Zentrum für fotografische Bilder und ›Lens Based Media‹. www.fotoarsenalwien.at  

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