Die zwei vom ›Team Frauen‹

Über das erste weibliche Duo an der Spitze eines Bundeslandes.

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Illustration:
Blagovesta Bakardjieva
DATUM Ausgabe September 2025

Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Sollte dem so sein, so haben einige Bilder, die in den letzten Jahren durch die internationalen Medien geisterten, der Sache der Frauen in der Politik keinen guten Dienst erwiesen. 

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen kann das Bild in Instanbul 2021 nicht vergessen machen: Sie war von Präsident Erdoğan und Ratspräsident Charles Michel nicht in deren Machtkreis gelassen, sondern auf einen entfernten Sessel verwiesen worden. Dieses ›Sofagate‹  schadete ihr nachhaltig. Neuseelands ­ursprünglich so beliebte Ministerpräsidentin Jacinda Ardern bleibt ihren Landsleuten vornehmlich mit ihrer Rücktrittserklärung 2023 im Gedächtnis: Sie habe es nicht mehr ›in sich‹, ihr ›Tank‹ sei leer. So würde ein Spitzenpolitiker nie sprechen. Nach nur fünf Jahren gab sie aus Schwäche auf. Daran wird ihre Biografie ›A Different Kind of Power‹ jetzt auch nichts mehr ändern. 

Und schließlich Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni. Ihr Bild von dem Treffen der EU-Machthaber mit US-Präsident Donald Trump diese Woche weist sie als gelangweilte Zuhörerin aus – rollende Augen, Blick zur Decke. Nicht wirklich anwesend. 

All dies in einer Zeit, in welcher der Anteil der Frauen an der Spitzenpolitik in Österreich und global merklich reduziert wurde und vielfach eine Art Rückabwicklung früherer Errungenschaften zu befürchten ist. 

Da entbehrt es nicht einer gewissen Komik, dass ausgerechnet das überwiegend konservative Österreich mit einer Entwicklung einen Kontrapunkt setzt, die so vor einigen Jahren noch niemand vorhergesagt hätte: Zur Zeit regieren zwei Frauen ein Bundesland. Landeshauptfrau Karoline Edtstadler (ÖVP) und ihre Vize Marlene Svazek (FPÖ) werden es in der Hand haben, alle gängigen Vorurteile über zwei Frauen an der Macht, politische Ungeschicklichkeit etc. betreffend, zu widerlegen. Kurz blitzte nach Edtstadlers Nominierung Gehässigkeit auf, als sich Svazek eher abfällig äußerte. Bei dieser Kombination steht aber nicht Schwarz-Blau im Vordergrund, sondern der Beweis, dass es Frauen in der Politik mehr um die Sache geht als um ihr Ego. Möglich ist natürlich auch, dass die beiden Salzburgerinnen diesen Glaubenssatz jener Frauen, die über die mangelnde weibliche Teilhabe an der Politik klagen, forsch entsorgen werden. 

Diese Konstellation hat es in Österreich so jedenfalls noch nie gegeben. Sie wird deshalb besondere Aufmerksamkeit generieren. Die beiden Politikerinnen haben wie selten zuvor jemand in Österreich die Chance, die parteipolitische Konkurrenzsituation, die Streit- und Diskussionskultur zum Besseren, zum Sachlichen hin also, zu verändern. Sie könnten nicht nur ihren Mitstreiterinnen in der eigenen, ihren Mitbewerberinnen in den anderen Parteien zeigen, wie a ›different kind of power‹ möglich ist. Sie könnten vor allem auch den Jüngeren in den Parteien eine positive Art Politik vorleben, wie sie leider in der Mittelschicht der Funktionärinnen vielfach nach wie vor nicht vorhanden ist. Eine Riesenchance für die zwei vom ›Team Frauen‹. •

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