Ein für allemal
Seit Jahrzehnten kämpft die Bevölkerung Myanmars gegen die Militärdiktatur. Nach dem Putsch 2021 eskalierte die Lage. Kann der derzeitige Aufstand die von China und Russland unterstützten Generäle endlich von der Macht verdrängen?
Der buddhistische Mönch Ashin Kovida sitzt im Juli 2025 in einer behelfsmäßigen Hütte in einem Kloster in Thailand, nahe der Grenze zu seiner Heimat Myanmar. Aus dem Dach tropft Monsunregen auf das Stück Vorarlberger Bergkäse, das ich ihm auf seinen Wunsch hin aus Österreich mitgebracht habe. Es ist das erste Mal, dass wir uns sehen, seit ich von 2018 bis 2020 in Myanmar im Menschenrechtsbereich für verschiedene Botschaften gearbeitet habe. Damals hatte Kovida gerade ein neues Kloster gemeinsam mit seinem Mönchskollegen U Thawbita eröffnet; die beiden organisierten nicht nur Englischkurse für Jugendliche sowie eine Zahnklinik, sondern predigten auch Demokratie mit Verweis auf die buddhistische Lehre.
Das zwang beide schon einmal ins Exil. Kovida lebte zwischen 2006 und 2016 in der Schweiz und in Deutschland – daher die Liebe zu Käse. ›Du brauchst doch sicher ein Bild von mir, wie ich den Käse koste, oder?‹, sagt er. Es ist bereits nach Mittag, eigentlich dürfen buddhistische Mönche zu dieser Zeit nichts mehr essen, aber Kovida ist da nicht so streng. ›Guter Punkt‹, antworte ich, ›Buddha wird es sicher verzeihen‹. ›Ja – er ist ein netter Kerl‹, antwortet Kovida und grinst, als er den Käse anschneidet.
Kovida lebt mit vier weiteren burmesischen Mönchen in dem kleinen Kloster in der Nähe der thailändischen Stadt Mae Sot. Sie mussten allesamt nach dem Militärputsch in Myanmar vom 1. Februar 2021 aufgrund ihrer politischen Anschauungen flüchten. U Thawbita ist nicht unter ihnen. Zu zentral war die Rolle, die er während der ›Safran-Revolution‹ 2007 gespielt hatte. Damals gingen tausende Mönche in Myanmar gegen die einstige Militärregierung auf die Straßen, um gegen die burmesischen Generäle zu demonstrieren, die sich gern als Verteidiger des Buddhismus geben. Als Antwort auf ihren Protest wurden viele der Mönche einfach von Soldaten niedergeschossen. U Thawbita überlebte. Aber als das Militär 2021 erneut putschte, wollte es Szenen wie während der Safran-Revolution verhindern und verhaftete deshalb bekannte Aktivisten wie U Thawbita. Seither ist er verschwunden.

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