Folgenschwerer Rückkampf
Als Garri Kasparow 1997 in Philadelphia als erster Schachweltmeister ein Match gegen einen Computer verlor, war das die narzisstische Kränkung schlechthin: Wie lange würde die Überlegenheit des menschlichen Geistes noch zu bewahren sein, wenn sie in der Königsklasse des Grübelns plötzlich vorüber war?
Ein Vierteljahrhundert später stellt sich die Frage angesichts von KI-Sprach-modellen noch einmal neu. Und da Schach boomt wie nie, liegt es nahe, filmisch einen Blick zurück auf jenes ›Rematch‹ zu werfen (das erste hatte Kasparow ein Jahr zuvor noch mit 4:2 gewonnen), das weit über die Grenzen der Schachwelt hinaus für Schockwellen sorgte und der in die Jahre gekommenen Computerfirma IBM einen zweiten Frühling mit Rekordgewinnen in Milliardenhöhe bescherte. Die noch bis Ende November auf arte.tv streambare Miniserie erzählt den sensationellen Sieg des Supercomputers ›Deep Blue‹, der für damalige Zeiten schier unfassbare 200 Millionen Stellungen pro Sekunde berechnete, als spannendes psychologisches Kammerspiel mit dahinterliegender kapitalistischer Machtdynamik. Die Abläufe am und um das Schachbrett sind präzise recherchiert, klischeehaft wird es leider bei den hinzuerfundenen persönlichen Problemchen der Charaktere sowie dem eher eindimensionalen Spiel der Hauptdarsteller.
Als leichte Fernsehunterhaltung mit Bildungsgewinn taugt die französische Produktion aber allemal – auch wenn sie im Gegensatz zu den realen Ereignissen von 1997 wohl kaum zum vorübergehenden Zusammenbruch des Internet unter der Last von zig Millionen unerwarteten Zugriffen führen wird.
Rematch
Regie: Yan England · Plattform: arte.tv