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Geteilt herrschen

Der Sieg des rechten Kandidaten Karol Nawrocki bei den polnischen Präsidentschaftswahlen war für viele ein Schock. Dabei bestätigt er nur, dass der liberale Teil des Landes sich schon lange auf keine überzeugende Erzählung mehr einigen kann.

DATUM Ausgabe Oktober 2025

Von außen betrachtet kann die polnische Politik sehr verworren erscheinen. Ein österreichischer Leser hört, dass es in Polen keine Demokratie mehr gibt, wenig später, dass die Demokratie wieder gesiegt hat, und dann wieder, dass sie zugunsten einer autoritären Rechten besiegt wurde. Der einzige Trost mag sein, dass die Polen davon nicht weniger verwirrt sind. Seit vielen Jahren fällt es uns schwer zu sagen, was für eine Gesellschaft wir wirklich sind, und die letzten Monate haben das Bild noch unschärfer gemacht.

Was ist tatsächlich passiert: Die Präsidentschaftswahlen wurden von Karol Nawrocki gewonnen, dem Kandidaten der Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) – einer rechtsgerichteten, populistischen Partei, die zwischen 2015 und 2023 regierte. Zu Beginn des Wahlkampfs war Nawrocki völlig unbekannt – er war bis dahin Leiter des Instituts für Nationales Gedenken, einer Einrichtung, die für die Erforschung und Verfolgung von Nazi- und kommunistischen Verbrechen zuständig ist.

Niemand bestreitet, dass Nawrockis Nominierung zum Kandidaten der PiS eine persönliche Entscheidung von Jarosław Kaczyński, dem Vorsitzenden der polnischen Rechten, war. Umstritten bleibt jedoch Kaczyńskis Motiv: Einige behaupten, dass Kaczyński die Wahl bereits als verloren betrachtete und beschloss, jemanden zu opfern, der ihm egal war. Andere argumentieren, dass diese Entscheidung eine weitere Bestätigung dafür ist, dass der rechte Politiker ein politisches Genie ist, ein Demiurg, der den Seiten eines Shakespeare-Dramas entsprungen sein könnte.

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