Mehr als nur Mord
In Mexiko werden besonders viele Frauen besonders grausam getötet. Die Staatsanwältin Sayuri Herrera leitet eine Spezialeinheit, die nun versucht, die vielen offenen Fälle aufzuklären.
Jeden Freitag um 11 Uhr verhörte Sayuri Herrera den Tod. Dann traf sich die Staatsanwältin mit sechs ihrer Kollegen in einem Büro in Mexiko-Stadt, Aktenmappen gestapelt auf dem langen, dunklen Holztisch, an der Wand die mexikanische Flagge. Die entscheidende Frage, der die Ermittlerinnen, Forensiker und Analysten hier nachgehen: Starben die Frauen tatsächlich durch einen Unfall, Selbstmord oder Herzinfarkt, wie die Akten es behaupten? Oder endete ihr Leben aus einem anderen Grund – weil sie Frauen sind?
Fast fünf Jahre lang leitete die 42-jährige Herrera die auf Femizid spezialisierte Abteilung in der mexikanischen Hauptstadt, nun wechselt sie als Justizkoordinatorin ins Frauenministerium. Eine Einheit zur Aufklärung eines weltweiten Verbrechens, das immer noch zu wenig Gehör findet, aber zahlreiche Opfer fordert. Täglich. Femizid – die ›von privaten und öffentlichen Akteuren begangene oder tolerierte Tötung von Frauen und Mädchen wegen ihres Geschlechts‹, wie es das European Institute for Gender Equality definiert.
Fast 85.000 Frauen fielen im Jahr 2023 global einem Femizid zum Opfer, so eine Schätzung der UNO. In mehr als 60 Prozent der Fälle waren Partner oder Familienangehörige die Täter. Obwohl Femizid ein weltweites Problem darstellt, sagt Herrera, dass Mexiko von dieser Art des Verbrechens besonders betroffen ist. Immer noch habe das Land eine der höchsten Raten in ganz Lateinamerika.
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