Schöne Stinker
Aus Senegals Hauptstadt Dakar sind die ›Cars Rapides‹ nicht wegzudenken. Die klapprigen Kleinbusse sind fahrende Kunstwerke und soziale Treffpunkte. Die Regierung will sie durch klimafreundliche Alternativen ersetzen, die Bevölkerung wehrt sich.
Die Geräusche am Kreisverkehr von Lat-Dior in Senegals Hauptstadt Dakar sind laut. Hammer auf Metall, das schrille Kreischen einer Kreissäge, dazwischen das immerwährende Hupkonzert der vorbeifahrenden Taxis, deren Fahrer stets auf der Suche nach neuen Passagieren sind. Dazwischen sitzt Moussa Diallo. Mit ruhiger Hand taucht er seinen Pinsel in einen der bunten Farbtöpfe und legt los: Striche, Schnörkel, Pferde, Früchte, Vögel. Heute ist es ein Regal, an dem er arbeitet, aber eigentlich bemalt Diallo Cars Rapides (zu Deutsch: schnelle Autos).
Die bunten ikonischen Kleinbusse der Hauptstadt erhalten unter anderem hier ihren unverwechselbaren Anstrich. Eine Geolokalisation gibt es nicht, auch kein Schild oder ähnliches weist darauf hin, dass sich hier, im wuseligen Viertel ›Plateau‹, die Werkstatt von Diallo und dessen Familie befindet. Und trotzdem ist die Werkstatt, eingerichtet in einer halben Bauruine, eingebettet zwischen einer Tankstelle und alten Autowracks, stadtbekannt.
Seit drei Generationen erhalten die alten Busse der Marke Renault Saviem hier ein neues Gewand. Die Karosserien, oft vom Rost gezeichnet und mit Dellen übersät, verwandeln sich in der Werkstatt von Moussa Diallo in farbenfrohe Kunstwerke. Jedes ist ein Unikat, denn die Bemalung der Cars Rapides folgt keinem festen Muster, sondern entsteht aus einer Mischung aus Tradition, den Vorlieben der Besitzer und persönlicher Inspiration von Diallo.

Wörter: 2264

Lesezeit: ~ 12 Minuten
Diesen Artikel können Sie um € 3,50 komplett lesen
Wenn Sie bereits Printabonnentin oder Printabonnent unseres Magazins sind, können wir Ihnen gerne ein PDF dieses Artikels senden. Einfach ein kurzes Mail an office@datum.at schicken.