Sie haben nicht viel Zeit
Die Chancen junger Mädchen und Frauen in Kenia werden vor allem durch eines bedroht: frühe ungewollte Schwangerschaften. Trotz Gegenwind aus der Politik versuchen NGOs im Land mit Aufklärung dagegenzuhalten.
Pläne haben sie alle: Pilotin werden, Radiomoderatorin, Ärztin oder zumindest Schneiderin, mit einem eigenen Geschäft. Dafür muss man lernen, in die Schule gehen, einen Abschluss machen; dann kann man Geld verdienen und ein selbstbestimmtes Leben führen.
Aber dann kommt Sex dazwischen. Verliebter, hastiger oder erzwungener Sex. Eine ungewollte Schwangerschaft. Und dann ist es mit den hochfliegenden Plänen vorbei: Rauswurf aus der Schule, vielleicht auch Rauswurf bei den Eltern; das Ende jeder Berufsperspektive; ein hohes Risiko, Gewalt, Gesundheitsprobleme und weitere fremdbestimmte Schwangerschaften zu erleben; und die Perspektive eines prekären Lebens in dauerhafter Armut und Abhängigkeit. So geht die tragische Geschichte kenianischer Mädchen, tausendfach, jeden Tag.
Im Dorf Lurambi im ländlichen Westen des Landes sitzen zehn junge Frauen unter dem Blätterdach eines Baums und erzählen diese Geschichte in vielen verschiedenen Varianten.
Lori war langweilig während der Corona-Zeit. 16 Jahre alt war sie, die Schule war zu, im Dorf war nichts los, ›da wollte ich mit dem Nachbarsburschen mal Sex ausprobieren‹. Jetzt hat sie eine vierjährige Tochter und lebt als Zweitfrau bei einem wesentlich älteren Mann. Nie und nimmer hätte sie ihn sich freiwillig ausgesucht. Aber als ledige Mutter darf man nicht wählerisch sein.
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