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›Wir betreten wieder Neuland‹

Der Ökonom und Präsident des Fiskalrates, Christoph Badelt, über die Konsequenzen der Sanktionen gegen Russland und die Gefahr einer Weltwirtschaftskrise.

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Fotografie:
Lisi Niesner
DATUM Ausgabe April 2022

Wir befinden uns knapp drei Wochen nach dem russischen Angriff auf die Ukraine. Die eilig in Kraft gesetzten wirt­schaft­­lichen Sanktionen gegen Russland entfalten ihre Wirkung und schaden der russischen Wirtschaft massiv. Aber haben wir eigentlich schon ein klares Bild, welche tatsächlichen Konsequenzen sie für die eu beziehungsweise Österreich haben werden?

Christoph Badelt: Die Sanktionen waren ja nicht wirklich eilig, wie Sie es nennen. Sie wurden wochenlang vorbereitet, weil sich der Angriff ja schon länger abgezeichnet hatte. Dennoch wissen wir im Grunde genommen nicht, wohin das alles führt. Es gibt auf Basis der Vergangenheit Simulationen, wie sich Sanktionen auswirken, aber das ist in Wahrheit keine ausreichende Basis, um die Folgen abzuschätzen, weil es noch nie so weitreichende Sanktionen gab und weil man vor allem die Rückkoppelungen, die da zu Tage treten können, nicht wirklich vorhersehen kann. Es sind jetzt schon Preissteigerungen für Rohstoffe, sowohl im Agrarbereich als auch in anderen Bereichen, eingetreten oder absehbar – die treffen Wirtschaften in der ganzen Welt. Ich glaube, dass uns eine Phase der extremen Unsicherheit bevorsteht. Die beginnt natürlich mit der Frage, wie der Krieg selbst weitergeht. Wir rechnen wohl alle damit, dass die Macht der russischen Armee den Krieg irgendwann einmal an der Oberfläche beenden wird. Die Frage ist, wie sieht der Gleichgewichtszustand danach aus? Und damit meine ich nicht nur die Situation in der Ukraine und die Frage, ob den Russen dort etwas wie in Afghanistan, nämlich ein anhaltender Widerstand, blüht, sondern ich meine das Verhältnis zwischen dem Westen und Russland. Ich sehe nicht, wie man hier einen gesichtswahrenden Kompromiss finden kann. Denn weder wird sich Russland aus der Ukraine zurückziehen, noch wird der Westen sagen können, naja, jetzt, wo ihr in der Ukraine seid, akzeptieren wir das doch. Schon eine einfache ökonomische Analyse ergibt, dass die Sanktionen beiden Seiten schaden. Das Argument, dass es Russland mehr schadet als uns, erinnert mich ein bisschen an den Rosenkrieg, wo das gemeinsame Haus abbrennt und die eine Seite ist froh, dass mehr Besitztümer der anderen verbrannt sind. Es muss nicht zwangsläufig zu einer Weltwirtschaftskrise kommen, aber es kann sehr wohl der Fall sein.

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