Abgetrennt
Seit einem halben Jahr ist der Zugang von Armenien nach Bergkarabach blockiert. Rund 100.000 Bewohner der umkämpften Region sind dadurch von der Außenwelt abgeschnitten. Aber es gibt auch Ausgesperrte, die lieber im ›Käfig‹ bei ihren Familien wären.
Eigentlich sollte es die schönste Zeit des Lebens sein: Studienbeginn, Zusammenleben mit Freundinnen, Neuanfang in der großen Stadt – und Frühling in den quirligen Straßen von Jerewan. Doch Meri Hovhannisjan, 18, ist nicht zum Feiern zumute.
Sie kommt aus Bergkarabach, das völkerrechtlich zu Aserbaidschan gehört, heute aber fast ausschließlich von ethnischen Armeniern bewohnt wird. Seit fast einem halben Jahr ist ihre Heimat von der Außenwelt abgeschnitten, zuletzt gab es immer wieder Schusswechsel an der Grenze.
Zum ersten Mal überhaupt musste die Studentin das orthodoxe Osterfest ohne ihre Eltern und ihre Brüder, acht und 17 Jahre alt, verbringen. Schon Weihnachten und Neujahr war das so, und nichts deutet darauf hin, dass sich die Situation bald ändern wird. ›An so wichtigen Tagen nicht zu Hause sein zu können, ist das schlimmste Gefühl, das ich je hatte.‹
Am 12. Dezember begann die Blockade durch vermeintliche aserbaidschanische Umweltaktivisten. Spätestens als aserbaidschanisches Militär an der Grenze auftauchte und einen Checkpoint installierte, wurde klar, dass auch die Regierung in Baku damit zu tun hat.
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