Das Dilemma der Helfer
Seit die Taliban wieder regieren, stehen NGOs in Afghanistan vor einem Problem: Die Menschen brauchen sie mehr als je zuvor – aber wie helfen, ohne das Mullah-Regime zu unterstützen?
Der Alltag im Kabuler Stadtteil Shar-e Naw scheint wie gewohnt rege zu sein. Händler spazieren auf und ab. In den Geldstuben werden Dollar- und Euroscheine gezählt. Die Restaurants und Imbissbuden verrauchen die Straßen und befüllen sie mit dem Geruch von gegrilltem Fleisch. Doch der Schein trügt. Die Straßen und Restaurants waren einst voller. Die Wirtschaft liegt am Boden, und viele Menschen, die hier lebten und arbeiteten, haben sich schon längst ins Ausland abgesetzt.
Das meint auch Milad Ahmad*, ein 30-jähriger Schmuckschmied, der in einer der bekanntesten Straßen der Stadt, der Gasse der Antiquitätenhändler, arbeitet. ›Viele Geschäfte mussten aufgrund der schlechten Wirtschaftslage schließen. Die Anzahl von Frauen hat auf den Straßen rapide abgenommen‹, erzählt er. Ahmad sitzt in seiner lauten Werkstatt, die sich wiederum in einem dreistöckigen Gebäude befindet. Während der Schmied spricht, blickt er nervös um sich. Manchmal würden sich die Spitzel des Taliban-Geheimdienstes hier aufhalten. ›Sie kontrollieren alles, und jeder hat Angst‹, meint Ahmad – und er weiß, dass es brenzlig werden kann. Ein Freund, der einst als Journalist tätig war und ihn heute zufällig besucht, stimmt zu: ›Das sind wirklich schlimme Zeiten, in denen wir uns befinden.‹
Wörter: 2170
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