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›Für Bräute bricht jeden zweiten Tag die Welt zusammen‹

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Fotografie:
Ursula Röck
DATUM Ausgabe Mai 2023

Name: Luise Wagner, 27

Beruf: Hochzeitsplanerin

Warum sind Sie Hochzeitsplanerin geworden?

Meine Familie hat Anlässe wie Taufen oder Geburtstage immer groß gefeiert. Schon als Kind habe ich bei der Vorbereitung mitgeholfen. Als ich dann den Entschluss fasste, Hochzeitsplanerin zu werden, lachten mich trotzdem alle aus – aber hier bin ich.

Wie wird man Hochzeitsplanerin?

Vor einigen Jahren gab es dafür noch keine eigene Ausbildung, und  Praktika bei Hochzeitsplanern waren quasi nicht existent. Ich habe in England einen Master in Eventmanagement gemacht. Mittlerweile gibt es in Österreich eine eigene Ausbildung. Hochzeiten zu planen, lernt man aber in der Praxis. Man stellt sich den Beruf traumhaft vor, das Zwischenmenschliche muss man aber erst einmal lernen. Für die meisten Bräute bricht jeden zweiten Tag die Welt zusammen. Einmal ist ein Bräutigam in Ohnmacht gefallen. Alles ging gut aus, aber die Braut war ein wenig aufgelöst. 

Wie viele Hochzeiten planen Sie im Jahr?

2022 hatte ich 18 Hochzeiten und vier Events. Ich habe aber auch schon begonnen, einige Brautpaare für dieses Jahr zu begleiten. Damit war ich gut ausgelastet.

Wie läuft eine Hochzeitsplanung in etwa ab?

Meistens wollen die Brautpaare eine Art Rundum-Sorglos-Paket von mir. Ich plane und begleite also die gesamte Heirat. 

Was passiert, wenn sich Paare vor der Hochzeit trennen?

Sie müssen mir Bescheid geben, und die Anzahlung von 50 Prozent behalte ich mir, da die meiste Arbeit zu Beginn ansteht. Dieser Fall tritt leider immer wieder ein, er ist aber rasch erledigt. Solche Paare sind froh, wenn das Thema schnell abgehakt ist. 

Organisieren Sie auch andere Events?

Ja, Hochzeitsanträge. Diesen Service nutzen aber ausnahmslos Paare, die aus dem Ausland nach Wien reisen, um hier einen Antrag zu machen. Die Top-Locations sind das Belvedere und die Terrasse der Albertina. Ich habe auch schon mal einen Antrag organisiert, der in einem Privatjet stattfand. Einmal war ich zu Silvester in einer Kitzbühler Villa mit 5.000 Rosen.

Ist schon einmal etwas schiefgegangen?

Ja, im Belvedere. Als die Frau merkte, was gleich passieren wird, zog sie ihren Partner zur Seite. Dann waren sie weg. Als sie wiederkamen, haben sie den Antrag anstandshalber nachgestellt. Ich wette, die sind bis heute nicht verheiratet.

Was macht Hochzeiten so teuer?

Die einzelnen Dienste summieren sich. Location, Catering, Fotograf, Brautkleid, Styling, Blumen. Mit 30.000 Euro kann ich schön arbeiten. Es kommt aber immer auf die eigenen Vorstellungen an. Man kann mit jedem Budget eine schöne Hochzeit feiern. Meine teuerste Hochzeit kostete 100.000 Euro.

Wie viel verdienen Sie?

Pro Planung etwa 4.000 bis 5.000 Euro bei rund 15 Hochzeiten im Jahr. Dazu noch einzelne andere Aufträge. Mir bleiben dann im Schnitt netto 30.000 bis 40.000 Euro jährlich.

Warum sind Brautpaare oft so wählerisch? 

Jeder hat bestimmte Vorstellungen. Darauf fixieren sich vor allem Bräute. Wenn dann etwas von diesen Vorstellungen abweicht, wirft es sie aus der Bahn.

Nervt Sie das?

Nein, ich verstehe es. Ich habe auch bestimmte Vorstellungen. Hochzeiten sind teuer, da darf man sich schon etwas erwarten. 

Wie soll denn Ihre Traumhochzeit aussehen?

Es wird für mich schwierig, in Österreich zu heiraten, weil ich jede Location mit einem Brautpaar verbinde. Auch mit allen Problemchen, die wir dort hatten. Ich würde gern auf einer Finca in Mallorca heiraten. Mal schauen, wann es so weit ist. •

 

Zahlen und Daten

In Österreich gibt es laut Schätzungen der Wirtschaftskammer bis zu 200 Hochzeitsplaner. Die überwiegende Mehrheit ist weiblich.

Im Jahr 2022 wurden insgesamt 46.415 Ehen standesamtlich geschlossen sowie 1.585 eingetragene Partnerschaften begründet. Damit gaben sich wieder so viele Menschen das Ja-Wort wie im Vorkrisenjahr 2019.

Im gleichen Zeitraum ließen sich insgesamt 13.493 Paare gerichtlich scheiden. 139 eingetragene Partnerschaften lösten sich auf. Im Vergleich zu 2019 und 2021 trennten sich weniger Menschen.

Quelle: Statistik Austria