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›Oft liegen die Körper ungünstig‹

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Fotografie:
Ursula Röck
DATUM Ausgabe November 2025

Name: Matthias Dvoracek, 33 

Beruf: Bestattungsfachkraft 

Warum wollten Sie sich hauptberuflich mit toten Menschen befassen?

Ich habe in der Corona-Pandemie meinen Job in der Gastronomie verloren, also musste ich mich umorientieren. Als Kind wollte ich Gerichtsmediziner werden. Seitdem fasziniert mich das Thema Tod. Bestattung lag daher nahe. 

Wie wurden Sie Bestatter? 

In Österreich ist der Bestatter im Gegensatz zu Deutschland kein Lehrberuf. Ich konnte also gut quereinsteigen, begann als Toten-Abholer und arbeitete mich nach oben. Vieles ist Learning by Doing. 

Was müssen Sie als Bestatter gut können? 

Ich muss mit Toten arbeiten können. Für Bewerber ist das die erste Hürde. Manche fallen in Ohnmacht, wenn sie das erste Mal eine Leiche sehen. 

Wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus? 

Unser Tag beginnt um 6:30 Uhr. In den ersten Stunden holen wir die Verstorbenen aus den Krankenhäusern ab, etwas später jene aus Privathaushalten. Heute waren es acht. In Wohnungen treffen wir oft noch auf Angehörige. Wir beruhigen sie und erklären ihnen den weiteren Ablauf. Das gibt ihnen ein Stück Handlungsfähigkeit zurück. 

Dann müssen wir den Verstorbenen in einen Sarg umlagern. Oft liegen die Körper ungünstig, im Bad oder auf der Toilette zum Beispiel. Man sucht sich ja nicht aus, wo man stirbt. Wir nehmen die Person dann an Händen und Füßen – was für uns ganz normal ist, aber zugegebenermaßen kein schöner Anblick. Deshalb bitten wir die Angehörigen, dafür den Raum zu verlassen. Danach bringen wir die Verstorbenen in die Kühlkammern. 

Wie bereitet man Verstorbene auf den letzten Abschied vor?

Wir desinfizieren, machen eine hygienische Grundversorgung, betten und kleiden den Leichnam ein. Auf Wunsch schminken wir auch Verstorbene. Ich orientiere mich dabei an Fotos der Verstorbenen. 

Und wenn jemand einen schweren Unfall hatte?

Es kommt auf die Verletzung an. Einmal hatten wir einen 15-jährigen Buben, der von einem Zug überfahren wurde. Die Mutter wollte ein letztes Mal seine Hand halten. Also haben wir nur den Arm abgedeckt. Der Rest des Körpers blieb verhüllt. 

Mussten Sie schon einmal bei der Arbeit weinen? 

Ja. Am traurigsten sind die Beerdigungen von verstorbenen Kindern. Die werden auch nach ein paar Jahren im Job nicht leichter. Wir reden deshalb im Team sehr viel miteinander und haben auch die Möglichkeit zur Supervision. 

Wie viel verdient ein Bestatter? 

Als Leitung ab 2.500 netto, je nach Auftragslage. Ein Abholer verdient zwischen 1.700 und 1.800 Euro netto, Arrangeure etwas dazwischen. 

Sterben ist teuer. Was sagen Sie Angehörigen, die das Gefühl haben, mit ihrem Leid werde Geld gemacht? 

Wir richten uns nach dem Budget der Kunden. Wir organisieren auch die Trauerfeier, den Sarg und die Blumen, da gibt es verschiedene Preismodelle. Bis zu 30 Prozent der Kosten machen Friedhofsgebühren, Steinmetze oder die Anmietung der Halle aus. 

Wie möchten Sie bestattet werden? 

Ich will kremiert werden und dann in die Donau. •

Zahlen und Daten

Im Jahr 2024 starben rund 88.500 Menschen.
Immer mehr wählen die Feuer- statt der Erdbestattung.
In Österreich gibt es rund 500 Bestattungsunternehmen.
Ihre Zahl schwankte in den letzten 20 Jahren nur geringfügig.

Quelle: Bundesinnung der Bestatter in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ)

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