Urlaub am Bauernhof
Wieso verbringen Menschen ihre Ferien mit unbezahlter Arbeit? Wie wird man Voluntourist? Und was gibt einem das Geben? Ein Selbstversuch.
In Afrikas Wüsten, den Wälderweiten Südamerikas umherschweifen? I wo. Wer Abenteuer und Abgeschiedenheit sucht, ist im Dorf Altenau, bayerischer Bilderbuch-Alpenrand, goldrichtig. Ein sonnendurchfluteter Sonntagnachmittag im Juni, Kuhglockengeläut weht zum Bahnhof herüber. Um 16:09 Uhr, exakt eine Minute nach Ankunft des Regionalzugs R63, ist hier und heute Treffpunkt, hatte es geheißen. Aus ganz Deutschland ist ein gutes Dutzend Abenteuerlustiger zusammengekommen, für einen Arbeitseinsatz droben in den Bergen über Altenau. Anreise: auf eigene Kosten. Bezahlung: keine. Der Andrang: groß. Seit Wochen sind alle Plätze vergeben.
Der Förster Hendrik von Riewel, ein Mittvierziger mit Bart und Kappe, leitet den Einsatz. ›Dort oben‹, warnt er, ›ist einer der letzten weißen Flecken Deutschlands.‹ Tal des Friedens, so nennen es die Einheimischen. Kein Handynetz. Funkstille für eine Woche – so lange dauert der Arbeitseinsatz. ›Also, lieber nochmal euren Lieben Bescheid sagen!‹
Oben, abgeschnitten von der Außenwelt, beziehen wir eine knarzige Holzhütte. Drei Vielbettzimmer. Toiletten, neben denen eine Gießkanne als Spülung parat steht. Eine einzige Dusche für alle. Was wird die Woche bringen? Wer sind die Leute, mit denen ich die kommenden Tage verbringe?
Wörter: 2403
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