Zeichnen, zeigen und zerreden
Warum der Klassiker ›Activity‹ das Schlechteste in mir zum Vorschein bringt.
Vor über 20 Jahren haben drei Freunde und ich eine absolut legendäre Partie ›Activity‹ gespielt. Sie endete mit einer Pattsituation, bei der eine Offene Runde über den Sieg entscheiden musste. Die eine der beiden Mannschaften bestand aus mir und meinem besten Freund. Als eine unserer Gegnerinnen zur Erklärung des alles entscheidenden Begriffes ansetzte, geschah es. Ihrer Mitspielerin tief in die Augen blickend, sagte sie die Worte: ›Es gibt dieses eine Lied der Gruppe EAV …‹
Weiter kam sie nicht, denn ich und mein Mitspieler brüllten wie aus einem Mund das zusammengesetzte Hauptwort ›MÄRCHENPRINZ!‹ – und entschieden den Spieleabend damit für uns.
Nun begab es sich kürzlich, in der Folge eines Klassentreffens, dass wir zu viert zu einer Revanche zusammenkamen. Wobei, eine echte Revanche wurde es nicht, die beiden Damen wollten das gute, alte, hyperkompetitive ›Männer gegen Frauen‹ aus irgendeinem Grund nicht wiederholen, stattdessen wurden gemischte Teams gebildet. Während wir zeichneten, pantomimisierten und erklärten, was das Zeug hielt, fiel mir wieder ein, dass ich ›Activity‹ – die Piatnik-Version des Partyspiels Scharade – eigentlich überhaupt nicht mag. Damit bin ich sicher eine verschwindende Minderheit, immerhin hat sich das von zwei österreichischen Ehepaaren im steirischen Seckau erfundene Spiel bis dato zig Millionen Mal verkauft. Aber dieses Spiel bringt in mir – und ich würde behaupten, auch in manch anderem – nur die allerschlechtesten Charakterseiten zum Vorschein! Nirgendwo anders bin ich so rasch so genervt von den vermeintlichen Aussetzern meines Mitspielers, nirgendwo feixe ich so hemmungslos kindisch über das Scheitern meiner Gegner.
Vor allem aber kann ich absolut nicht zeichnen und geniere mich dafür jedesmal in Grund und Boden. Ich weiß, viele Leute sagen, dass sie nicht zeichnen können, aber bei mir ist es ein klinischer Zustand. Gewonnen habe ich übrigens trotzdem, nur damit hier keine Missverständnisse entstehen. Aber bis zu meinem nächsten Activity-Sieg lasse ich mir jetzt wieder mindestens 20 Jahre Zeit. •
Spiel: Activity · Verlag: Piatnik · Verkauf: Über zehn Millionen Exemplare