› Das Händewaschen wird zum Erlebnis‹

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Fotografie:
Ursula Röck
DATUM Ausgabe Mai 2021

Name : Sarah Mickl, 23
Beruf : diplomierte Kindergruppenbetreuerin

Wollten Sie schon immer mit Kindern arbeiten ?
Ich bin eigentlich in eine Kunstschule gegangen und habe dann ein Kunstgeschichte ­Studium in Wien begonnen. Bereits in meiner Schulzeit habe ich aber wochenends oft auf Nachbarskinder aufgepasst und während des Studiums im Sommer in der Kinderbetreuung auf einem Campingplatz ge­­arbeitet. Dort habe ich zum ersten Mal auch pädagogische Arbeit machen können: An­gebote planen und Ausflüge organi­sieren. Dieser Job hat mir erst gezeigt, dass mir das wirklich liegt und mich erfüllt.

Wie viel verdienen Sie ?
In meinem ersten Dienstjahr verdiene ich jetzt mit 40 Stunden etwa 2.100 Euro brutto, nur geringfügig weniger als eine Pädagogin.

Ist Ihre Ausbildung also gleichzusetzen mit der einer Kindergartenpädagogin ?
Nein. Als Pädagogin hat man eine viel längere Ausbildung. Ich habe in meiner jetzigen Position als Gruppenleiterin aber die gleichen Aufgaben wie eine Pädagogin – ich plane und setze Angebote, also Spiele oder Handlungen, die die Entwicklung der Kinder fördern. Außerdem erkenne und beschreibe ich Entwicklungsschritte und führe Eltern­gespräche.

Was ist Ihnen in Ihrer Arbeit besonders wichtig ?
Kindern Kunst näherzubringen und ihren kreativen Output zu fördern. Ein konkretes Beispiel sind Tischsets : Kinder gestalten etwas Eigenes nur für sich. Dabei lernen sie in wei­terer Folge auch, wie man den Tisch deckt. Sie fühlen dadurch Verbundenheit und Interesse. Es wird ihnen wichtig, weil sie es selbst gemacht haben.

Was ist besonders heraus­fordernd für Sie?
Nach aufwühlenden Elterngesprächen kann es schwer sein, abzuschalten. Das passiert zum Beispiel, wenn ich Punkte vertrete, die mir wichtig sind, und das Gegenüber die Argumente nicht nachvollziehen kann. Manchmal haben Eltern auch eine festgefahrene Vorstellung davon, wie ihr Kind ist, und dann wird es schwierig, mit ihnen zu kommunizieren. Da finde ich es wichtig, näher auf die Eltern einzugehen und auch nachzufragen, wie das Kind zu Hause in bestimmten Situationen reagiert.

Wie erleben Sie die Coronazeit?
Wir haben geöffnet, aber es gibt Schwankungen bei der Anzahl der Kinder : An manchen Tagen sind fast alle hier, an anderen nur drei oder vier. Und wir müssen auf die Hygiene­regeln noch viel mehr achten als sonst. Das Händewaschen wurde zu einem noch größeren Thema. (lacht)

Wie schafft man es, 14 Kinder zum Händewaschen zu motivieren ?
Wir haben besondere Seifen ­gemacht. Sie sind bunt und in ihnen ist Glitzer oder ein Spielzeug. Jedes Kind hat jetzt seine eigene Seife. Wenn es sich die Hände wäscht und das gründlich tut, kommt irgendwann die Füllung zum Vorschein. So wird das Händewaschen zum Erlebnis.

Würden Sie Ihren Job nochmal wählen?
Diese Frage kann ich mit einem klaren Ja beantworten, denn ich liebe es, mich auf Augenhöhe der Kinder zu bewegen. Ich finde es wunderbar, wie wandelbar und ehrlich Kinder sind, wie schamlos sie dir ihre Meinung sagen. Das ist so er­frischend. •

 

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