Das abgehängte Geschlecht

Männer fallen in puncto Bildung immer weiter hinter Frauen zurück, zugleich werden sie leichte Beute für rechte Influencer, die ihnen toxische Männlichkeit vorleben. Wie geht es Österreichs Männern?

DATUM Ausgabe September 2025

Wien, 6. Bezirk, 35 Quadratmeter, Fischgrätenparkett, mit einem Erker zur Mariahilfer Straße. Mit Beamer und Whiteboard hat der Altbau die sachlich-sterile Ausstrahlung eines Seminarraums. Hier treffen sich jeden zweiten Dienstagabend zehn Männer und reden drei Stunden lang miteinander über ihre Gefühle. ›Wir hören beim Kennenlerngespräch oft dasselbe‹, sagt Psychotherapeut Benjamin Wagner, ›Ich treffe mich mit meinen Hawaras und möchte mit ihnen persönliche Gespräche führen. Aber das ist, wenn überhaupt, erst nach dem fünften Bier möglich.‹ Gemeinsam mit seinem Kollegen Matthias Tschannett bietet Wagner unter dem Titel ›Mannsbuilder‹ eine Gruppentherapie an. Acht Teilnehmer, ein Jahr lang. Es geht um Sexualität und Scham, Erziehung und Beziehung, alles rund um Männlichkeit und Mannsein.

Während Wagners Therapiestunden sitzen die unterschiedlichsten Männlichkeiten gemeinsam im Sesselkreis. Einer findet: ›Was mich zum Mann macht, ist, dass ich das Geld nach Hause bringe und tendenziell eher Entscheidungen treffe.‹ Ein anderer meint, es sei männlich, seine Führungsrolle im Job zu nutzen, um im Team für Gerechtigkeit zu sorgen. Indem er etwa in Meetings männliche Mitarbeiter zurechtweist, wenn diese Kolleginnen ins Wort fallen. Wieder ein anderer denkt bei Männlichkeit an starken Bartwuchs und muskulösen Körperbau. Und was sagt der Therapeut selbst? Was macht einen Mann zum Mann? Wagner überlegt länger und gesteht dann: ›Je mehr ich mich mit dem Thema beschäftige, desto weniger kann ich diese Frage beantworten.‹

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Wörter: 1978

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