Der Körper als Gefängnis
Noch ein Körpertausch-Film? Man möchte meinen, dass Hollywood über die Jahrzehnte alle Variationen dieser verlockenden Prämisse durchexerziert hat. Schon ab -›Freaky Friday‹ (1976) mit der jugendlichen Jodie Foster überwog dabei meist das Komödiantische, finden sich die Protagonisten doch in aller Regel ungeplant in den äußeren Hüllen ihrer Mütter, Töchter, Partner oder Klassenkollegen wieder. Ein Genre, dem das deutschsprachige Kino nicht den Humor auszutreiben versteht, muss aber erst erfunden werden. Also gelingt es dem deutschen Regisseur Alex Schaad mühelos, das Thema zum Anlass für ein lähmendes psychologisierendes Kammerspiel in dreivierteldunklen Innenräumen zu nehmen.
Dabei urlaubt das junge Paar Leyla und Tristan, sie depressiv-suizidal, er verträumt bis leicht verblödet, eigentlich auf einer lichtdurchfluteten Mittelmeerinsel. Dass es auf dem Gutshof, wo weiß gewandete Kommunarden paarweise Körpertausch per Räucherstäbchen-Ritual praktizieren, verdächtig nach Schleswig-Holstein statt nach Griechenland aussieht: geschenkt. Immerhin verrät ›Aus meiner Haut‹ manches über den unverdauten Kern von christlichem Essenzialismus, der in zeitgenössischen identitätspolitischen Debatten steckt: Leylas Körper ist das Gefängnis, das ihr wahres Ich an der Entfaltung hindert. Und Tristans Liebe beweist sich darin, dass er mit Leylas unsterblicher Seele auch dann gern Sex am Dachboden hat, wenn die zufällig gerade im Körper eines tätowierten Endvierzigers mit Vollbart steckt. Wenigstens über Letzteres ließe sich befreit lachen – wenn es nicht so schrecklich ernst gemeint wäre.
Aus meiner Haut
D 2022, 104 min., Regie: Alex Schaad
Ab 3. 2. im Kino
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