Die Geschichte hinter den Flammen
Wie Josh Edelson zeigt, was Waldbrände Einsatzkräften abverlangen.
Man kann den Rauch in der Luft förmlich spüren. Das Orangefarbene am Himmel im Kontrast zum auffällig grünen Band, die Linie mit den blaubehelmten Personen, parallel dazu die großen Bäume und das Feuer, das den Hintergrund erhellt – die beeindruckenden Farben und der schichtartige Aufbau ziehen uns in das Bild hinein. So ein Feuer hat eine emotionale Kraft, die einen fesselt, noch dazu in einem solchen Landschaftspanorama.
›Wenn Flammen über Hügel fegen, wirkt das immer äußerst dramatisch. Feuerbilder sind immer sehr effektvoll‹, sagt Alastair Johnstone-Hack von Climate Visuals, dem Projekt der spendenfinanzierten NGO ›Climate Outreach‹, einem britischen Forschungsverbund. ›Es sollte aber nicht dabei bleiben‹, meint er. Denn der Eindruck schockiere und überwältige. Es erzeuge vielleicht ein lähmendes Gefühl der Hoffnungslosigkeit.
Die Forscher von Climate Visuals hingegen plädieren für konstruktive Bilder. Sie meinen damit Darstellungen von möglichst konkreten Situationen, lokalen Auswirkungen und ihrer Bedeutung für jeden Einzelnen – stets verknüpft mit den globalen Ursachen der Erderwärmung. Eine ihrer sieben Empfehlungen lautet: Zeige echte Menschen! ›Das menschliche Element setzt das Geschehen in einen anderen Kontext und fügt Komponenten hinzu, die zu weiteren Überlegungen anregen. Durch den humanitären Aspekt wirkt es erst richtig kraftvoll‹, erläutert der Experte für Klimawandelfotografie. In Josh Edelsons Foto von einem kalifornischen Waldbrand erkennt man die Anstrengungen und das Risiko, das die Elitefeuerwehrtruppe auf sich nimmt. Die Spezialeinheit, die hier ausrückt, nennt sich ›Pluma Hotshots‹. Sie feiert heuer ihr 50-Jahr-Jubiläum.
Die Fotografie vom 7. August 2024 erinnert an den Gelbstich, der für Fotos typisch war, als die Elitefeuertruppe gegründet wurde. Foto-, aber auch klimatechnisch hat sich seither viel verändert. Der Klimawandel erhöht die Gefahr für Waldbrände massiv. Dürre, hohe Lufttemperaturen, geringe Feuchtigkeit, Blitze und starke Winde treten immer häufiger auf. Sie begünstigen die Ausbreitung des Feuers, das wiederum die Erderwärmung weiter anheizt. Nicht nur in Kalifornien, auch auf Korsika und Madeira, in der Türkei und in Griechenland kämpft man mit dem Flächenbrand.
›Hotshot‹ bezeichnet umgangssprachlich den heißesten Teil eines Feuers. Die Spezialeinheiten sind danach benannt. Gleichzeitig kann man den Begriff auch mit Ass, Teufelskerl und Überflieger übersetzen. Ist Edelsons Foto, also sein Shot, wie man auf Englisch sagen würde, ein Hotshot der Klimawandelfotografie? Taugt es als Positivbeispiel? – ›Ja, es ist ausdrucksstark und stellt dar, wie hart und gefährlich der Job der Feuerwehrleute ist‹, sagt Johnstone-Hack, der früher als Bildredakteur bei The Times und Sunday Times in London gearbeitet hat. Er empfiehlt den Fotografen bei solchen Ereignissen: ›Erzähle die Geschichten hinter den Flammen, suche auch nach Ereignissen auf der persönlichen Ebene! Welche Akteure gibt es noch? Bauern, die das Vieh evakuieren, die Einsatzkräfte und die helfende Bevölkerung – all diese Storys bringen die Flammen mit sich.‹ Er betont: ›Fotojournalismus trägt die Verantwortung, die Realität mit allen Details zu kommunizieren. Es geht darum, die komplette Situation zu zeigen.‹
Die Schwierigkeit bei der Visualisierung der Klimakrise? ›Neben den Abbildungen mit Knalleffekten etwa bei Flutkatastrophen oder Waldbränden geht konstruktive Fotografie, die zeigt, was gegen den Klimawandel gemacht wird, oft unter‹, erklärt Johnstone-Hack. •
www.climatevisuals.org