›Kinderkriegen passiert nicht mehr einfach so‹
Österreichs Geburtenrate ist 2023 auf einen historischen Tiefstand gesunken. Woran liegt das? Ein Gespräch mit der Demografin Caroline Berghammer über späte Mütter, dritte Kinder und das Stadt-Land-Gefälle.
Die Zahl der Geburten in Österreich befindet sich im Sinkflug. Insgesamt wurden im Vorjahr 11.448 Menschen weniger geboren, als gestorben sind. Damit weist Österreich im vierten Jahr in Folge ein Geburtendefizit auf. Die Statistik Austria registrierte 77.296 Geburten im Jahr 2023. Das sind 6,5 Prozent weniger als im ohnehin schwachen 2022 und sogar 10,2 Prozent weniger als der Durchschnitt der Vor-Pandemie-Jahre 2015 bis 2019. Warum sinkt die Fertilitätsrate – die Zahl der Kinder, die eine Frau während ihres Lebens im Schnitt zur Welt bringt – weiter Richtung 1,3? Eine Suche nach den Gründen.
Die Geburtenrate für 2023 sank auf einen historischen Tiefstand. Warum fehlen die Kinder?
Caroline Berghammer: In Österreich zeigt sich ein längerfristiger Trend, nämlich der Rückgang von großen Familien mit drei und mehr Kindern. Das ist der Hauptgrund für das Sinken der durchschnittlichen Kinderzahl. Heutzutage überwiegen Zwei-Kind-Familien.
Warum ist das so?
Kinderkriegen ist weniger selbstverständlich. Es ist stärker eine bewusste Entscheidung und gehört nicht mehr unbedingt zum Leben dazu. Es gibt mehr alternative Lebensentwürfe. Die Menschen überlegen: Was sind die Kosten – finanziell, für die Erwerbstätigkeit, für die Partnerschaft? Und was ist der Nutzen – emotionale Bindung, Liebe, Zuneigung, man möchte die Elternrolle erfahren. Für die meisten Paare reichen zwei Kinder aus, um diese Bedürfnisse zu erfüllen.
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