Patienten liefern sich ihren Therapeuten aus – und sind ihnen ausgeliefert. Was, wenn diese Beziehung missbraucht wird?
Daniel* verfällt in eine Starre, verliert die Fähigkeit zu sprechen und jeden Bezug zu seinem Körper. Er ist in seinen Dreißigern, irgendwo in Ostasien. Sein Auftrag: Die Industriezone mit dem Aufbau einer Anlage voranzubringen. Noch vor kurzem war er auf Montage in den abgelegensten Regionen Südamerikas. Seit vier Jahren steigt er in den Flieger, ohne zu wissen, was ihn als nächstes erwartet. Er beginnt in verschiedenen Welten zu leben. In Asien schließlich gewinnt die Belastung, Daniel hat seine physischen und psychischen Grenzen weit überschritten.
Zurück in Österreich folgen ein Klinikaufenthalt und die Diagnose einer mittelschweren depressiven Episode. Und Daniels Entschluss, etwas zu unternehmen: 2015 beginnt er eine Psychotherapie. Doch wie tausende andere musste Daniel spüren, dass so eine Therapie den Geist nicht nur heilen, sondern auch verletzen kann.
Anton Leitner, der pensionierte Leiter des Zentrums für Psychotherapie an der Donau-Universität Krems, beschäftigte sich umfassend damit: Mit seinem Team befragte er 2009 bis 2010 über 2.000 Patienten. Zwanzig Prozent berichteten von negativen Effekten in der Psychotherapie, fühlten sich vom Therapeuten belastet, isoliert oder abhängig. ›Alles, was wirkt, hat Nebenwirkungen‹, sagt Leitner. Dessen müsse sich die Branche bewusst sein. Aber: Eine Nebenwirkung kann Teil jeder wirksamen Behandlung sein. Unethisches Verhalten nicht. Leitner sagt: ›Es kann Unordnung im Menschen angerichtet werden, wenn nicht lege artis, nicht ordnungsgemäß, praktiziert wird.‹ Dass auch das vorkommt, belegen seine Zahlen: 273 Patienten gaben an, eine erotische Anziehung zu ihrem Therapeuten zu spüren. Bei 34 kam es zu einvernehmlichen erotischen Berührungen. Bei 35 kam es ohne Einverständnis der Patienten dazu.
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