Meine Hobbys sind Grillen und Nichtweinen
08:30. Hallo, Kolumne. Ich fühle mich heute extrem männlich. Auf Facebook sehe ich einen Link mit zwei ebenfalls extrem männlichen Männern als Bild. Ich klick drauf und schau mir den ORF-Bericht ›Ein Tag in der Polizeischule‹ an. Die Reporterin fragt: ›Warum habt ihr euch für die Polizeischule entschieden?‹ Ein Polizeischüler: ›Einfach, um das Gesetz zu verstehen‹. Er macht eine dramatische Pause: ›… und das dann auszureizen, sag ich einmal‹. In seinen Augen sieht man die Vorfreude aufblitzen.
10:11 Uhr. Auf kurier.at wird in einer beklemmenden Story geschildert, wie Sigi Maurer das wirtschaftliche Leben eines tüchtigen Craftbeer-Geschäftsmanns zerstört (nur weil er sie sexuell belästigt beziehungsweise mit ihr geflirtet hat). Traurig. Ich freu mich auf die Junos-Demo für den Craftbeer-Shop.
10:30 Uhr. Immer, wenn man bei einem dieser neuen Andreas-Gabalier-Plakate vorbeigeht, muss man hinschauen. Seine gespenstisch bergblauen Augen sind vom selben Photoshop-Profi bearbeitet wie der geheimnisvolle Strache-Hypnose-Blick mit diesem gewissen Riefenstahl-Funkeln.
12:50 Uhr. Mittagspause. Ich will mit den Leuten im Büro grillen. Seit ich bei der Avicii-Netflix-Doku geweint hab, hab ich immer einen Griller und zwei Kilo mariniertes Fleisch dabei, um notfalls meine Männlichkeit unter Beweis zu stellen. Beim Gesprächsthema ›Gefühle‹ sofort mit angespanntem Trizeps emotionslos drei Stunden grillen. ›Wer wü a Kotelett? Hamma no a Craftbeer?‹
12:55 Uhr. Meine Hobbys sind Grillen und Nichtweinen.
12:57. Ich kann nicht grillen und geh zum Billa. Danach rüber zum Bipa. Ich kauf kein normales Haarshampoo, sondern das Männer-Haarshampoo ›Schwanzkopf 3.000‹ für Männer, mit einem Mann drauf, der mit seinem Penis souverän ein Speedboot lenkt. Seine Haare schauen dabei schuppenfrei und voll aus, ich bin überzeugt.
15:25 Uhr. Auf derstandard.at ist ein Bild von Harald Mahrer. Er gestikuliert mit seiner linken Hand und wirkt dabei wie ein Pick-Up-Artist, der 3.000-Euro-Seminare für JVP-Incels macht.
15:42 Uhr. HC Strache beim Puls-4-Sommergespräch mit Corinna Milborn nachholen. Im Studio stehen junge Männer mit roten Wangerln und Lederhosen, die alle exakt gleich ausschauen, als wären sie im Salzkammergut in einem unterirdischen Labor geklont worden. Gespenstisch!
17:14 Uhr. Fazit nach 17 Jahren ›Online‹-›Sein‹: Das Internet besteht aus insgesamt sechs Männern, die auf verschiedenen Sprachen überall drunterkommentieren.
18:01 Uhr. Ich geh zu Fuß heim. Als Mann ist das entspannt. Man weicht am Gehsteig nie aus, man geht einfach durch andere in der Mitte durch.
21:30 Uhr. Jetzt ORF1-Doku von Hanno Settele (Mann) über verunsicherte Männlichkeit. Man sieht Männer beim Baggerfahren. Geil! Danach geh ich Grillen und WM-Schauen mit den Jungs. Zum emotional Runterkommen vielleicht noch ein paar Stunden schweigend Baggerfahren.
00:35 Uhr. Ich schau zum Einschlafen meine Puls-4-Lieblingssendung ›Sehr witzig‹ nach. Es kommt ein Männerwitz. ›Der kleine Fritzi sagt zum Papa: I brauch eine Taschenlampe. Papa: Wozu? Fritzi: I will mit Mädls im Dunkeln fummeln. Papa: Ham mir damals ohne Taschenlampe geschafft. Fritzi: So schaut die Mama auch aus‹. Das Publikum bricht in Lachen aus, mehrere Männer schreien ›uga, uga, uga‹. Ich klapp den Laptop zu und schlaf extrem männlich ein (in Liegestütz-Position).