No Fungi, No Future
Pilze sind weder Tiere noch Pflanzen, jedenfalls aber die ältesten Lebewesen der Welt. Einige Wissenschaftler und Aktivisten denken, dass ihre noch wenig erforschten Wurzeln gar den Planeten retten könnten.
Otto Kammerlander steht vor den selbstgebauten Holzregalen in einem Keller, in dem sein Team am nächsten Tag rund hundert Kilo Speisepilze ernten wird. Er kratzt am Pilzgeflecht, das sich in den zahllosen Plastiksäcken voller Holzspäne breitgemacht hat. Zuvor wurden sie mit Pilzsporen von Shiitake und Kräuterseitling angereichert.
›Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie mein Bruder massieren die Wurzeln der Pilze auf ihre eigene Art und Weise‹, erzählt Otto Kammerlander und lacht. Angeblich wachsen dort, wo man das Pilzgeflecht massiert, verstärkt die Fruchtkörper heraus. ›Man will, dass sie oben und einzeln rauskommen und nicht viele und an allen Ecken‹, sagt der Jurist, der in seiner Freizeit mit seinem Bruder Martin, Produkt- und Grafikdesigner, die Pilzzucht aufgebaut hat. Zählt man Otto und Martin zusammen, sind sie die ›Pilzbrüder‹.
Heute ist Mittwoch und Markttag, da verkaufen sie ›Ab Hof‹. Unter den Füßen der Pilzkäuferinnen und -käufer wachsen schon wieder neue Pilze, den Großteil der Ernte liefert das Team mit dem Lastenfahrrad an die Gastronomie in die nahegelegenen Bezirke eins bis drei – Innere Stadt, Leopoldstadt und Landstraße. Drei Kisten voller Pilze verkaufen sie an diesem Mittwochabend. ›Ich würde sagen, bei uns kaufen Menschen ein, die gesund und zufrieden sein wollen und wissen, wie nützlich unsere Bio-Pilze dafür sind‹, erzählt Otto, der selbst beinahe täglich die eigenen Pilze isst, die neben vielen anderen Nährstoffen wie Eiweiß auch Vitamin B12 und Vitamin D enthalten.
Wörter: 1836
Lesezeit: ~ 10 Minuten
Breitengrade-Newsletter abonnieren und Artikel komplett lesen