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Wenn der Pegel sinkt

Die Meldungen über Trockenheit im Osten Österreichs häufen sich. Geht dem Land das Wasser aus?

DATUM Ausgabe Juli/August 2022

Es ist unendlich schade, sagt Ahmed K. (Name geändert). ›Ich wohne hier seit 20 Jahren, und auf einmal ist der See weg.‹ Ahmed K. betreibt eine Pizzeria am Anemonensee in Niederösterreich. Seine Gäste sind Menschen, die in der Umgebung wohnen, aber auch und vor allem Badegäste, die zum See kommen – oder kamen. Denn wo noch vor ein paar Monaten ein Badesee lag, ist es jetzt nur schlammige Erde. Ein Großteil des Beckens steht leer. Warum? Der Grundwasserstand ist zu niedrig. 

Der See scheint kein Einzelfall zu sein: ›Lobau: Die Au trocknet aus‹, schrieb der Standard im Jänner 2022. ›Wiener Neustädter Seen geht das Wasser aus‹, meldete der ORF im April. Der Neusiedler See könnte trockenfallen, hieß es im April. Laut einer Studie des Landwirtschaftsministerium könnte die Grundwasserneubildung in Österreich bis 2050 um 23 Prozent sinken. Gleichzeitig wohnen immer mehr Menschen in Österreich, das führt zu einem höheren Wasserverbrauch. Vor allem im Osten Österreichs wird das zum Problem. Geht uns das Wasser aus?

›Verdursten werden wir nie‹, sagt Roman Neunteufel von der BOKU Wien. Er ist Hydrologe und einer der Co-Autoren der Studie ›Wasserschatz Österreichs‹ zum Grundwasserspiegel in Österreich, die das Landwirtschaftsministerium in Auftrag gegeben hat. Sie ist bezeichnenderweise die erste Studie zur Situation des Grundwasserspiegels in Österreich überhaupt. So wenig Sorgen hat man sich bisher darum gemacht. 

Jetzt beginnt sich das zu ändern: ›Diese Studie ist der erste Versuch, sich zu fragen, ob wir uns Gedanken machen müssen‹, sagt Neunteufel.

Aber wer verbraucht das Wasser eigentlich? Großteils die Wirtschaft: 2021 wurden 70 Prozent des Wassers für Industrie und Gewerbe genutzt, nur 24 Prozent flossen in die Wasserversorgung der Bevölkerung und vier Prozent in die Landwirtschaft. Bisher war das Verhältnis kaum ein Problem, weil die Gesamtmenge immer ausreichend war. Jetzt könne es aber zu Szenarien kommen, in denen weniger Wasser da ist als gebraucht wird, so Neunteufel.

Für Menschen wie Ahmed K. am Anemonensee bedeutet das schnell Existenzängste. ›Ich habe ein Lokal am See. Was, wenn alle hören, dass er kein Wasser mehr hat?‹, sagt er. Er habe Angst, dass dann nicht mehr so viele Leute kommen. Aber: ›Da kann man nichts machen, die ganze Welt trocknet aus‹, sagt er.

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