Menschenaffen sind uns ähnlicher, als wir oft wahrhaben wollen. Welche Schlüsse sollten wir daraus ziehen? Ein Gespräch mit dem Primatenforscher Frans de Waal.
Frans de Waal lebt in einem Haus mitten im Wald, und in diesem Wald leben Kojoten, Hirsche, Waschbären und Schlangen. Vor gut 30 Jahren hat sich der niederländische Biologe und Primatenforscher mit seiner Frau Catherine hier außerhalb von Atlanta im us-Bundesstaat Georgia niedergelassen. Und wenn er nun an seinem Schreibtisch sitzt und, wie heute, Zoom-Gespräche nach Österreich führt, kann er den Blick über den Laptoprand hinweg durchs Fenster schweifen lassen und nebenbei tun, was er am liebsten tut: Tiere beobachten.
Herr de Waal, Sie haben schon als Kind aufmerksam das Verhalten von Tieren observiert – aber auch jenes Ihrer Mitmenschen. Warum entschieden Sie sich bei Ausbildung und Beruf gegen die eigene Spezies?
Frans de Waal: Zum einen hat das praktische Gründe: Millionen von Forschern befassen sich mit menschlichem Verhalten, das Verhalten von Tieren hingegen wird nur von ein paar Tausenden erforscht. Da herrscht also ein starkes Ungleichgewicht. Vor allem aber finde ich Tiere einfach interessanter als Menschen. Ich habe mich immer schon zu ihnen hingezogen gefühlt, schon während meiner Kindheit Fische, Frösche oder Mäuse als Haustiere gehalten. Aber es stimmt natürlich, meine Freude am Beobachten hat sich nie auf Tiere beschränkt. Auch im Alltag beobachte ich bis heute alles und jeden. Für meine Frau ist es zum Beispiel sehr schwer, bei uns im Haus irgendetwas vor mir zu verstecken. Mir entgeht nicht die kleinste Veränderung.
Sie sind Professor an der Emory University in Atlanta, Direktor des Living Links Center und Autor zahlreicher Bücher. Ihre Karriere begann in Ihrer Heimat, den Niederlanden, wo Sie Biologie studierten und schon als junger Forscher mit Erkenntnissen zur emotionalen Nähe zwischen Menschen und Primaten aufhorchen ließen.
de Waal: Ja, in den 1970ern und 80ern war es noch ein ziemliches Tabu, Menschen mit Tieren zu vergleichen. Ein Grund für diese Abwehrhaltung war, dass im Zweiten Weltkrieg Theorien aus der Biologie für die nationalsozialistische Rassenlehre missbraucht wurden. Wer drei oder vier Jahrzehnte später meinte, menschliches Verhalten sei teilweise genetisch vorbestimmt, galt schnell als Faschist.
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