Wie werden wir in Zukunft arbeiten?

Diese Frage erforscht der US-britische Soziologe Richard Sennett seit Jahrzehnten. Derzeit denkt er aber auch viel darüber nach, wie Medien mit dem Klimawandel umgehen sollten. Ein CO2-reduziertes Interview über Zoom.

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Fotografie:
Kurz/laif/picturedesk.com
DATUM Ausgabe Dezember 2021

Er zählt zu den ­intellektuellen Weltstars dieser Zeit. Richard ­Sennett befasst sich in seiner Forschungs­arbeit als Soziologe und in seinen Bestsellern mit den großen Fragen des ­modernen Menschseins. Arbeit, Stadt und Kultursoziologie – so lautet der Dreiklang seiner wissenschaftlichen Arbeit. 1943 als Sohn russischer Einwanderer in Chicago geboren, aufgewachsen in einem Armenviertel ebendort, studierte er Soziologie und Geschichte in Chicago und Harvard, unter anderem bei Hannah Arendt.
Die Freude über seine Einwilligung zu einem DATUM-Gespräch bei ­Sennett in London war entsprechend groß, rasch war eine Flug­verbindung herausgesucht. Aber geht das überhaupt? Für ein einziges Gespräch mit dem Flieger nach London? Schnell fällt die Entscheidung: Wir machen es per Zoom. Richard Sennett findet das auch gut und erscheint pünktlich zum Zoom-Call. 

Gemeinsam mit Philipp Blom arbeiten wir für die Ausgabe zum Jahres­wechsel 21/22 an fünf Fragen. Eine davon lautet, wie es in der Zukunft mit der Arbeit weitergeht. Weil Sie morgen zur un-Klimakonferenz cop 26 reisen, möchte ich gerne mit Ihnen auch über die Rolle von Medien und Journalismus im öffentlichen Diskurs über die Klimakrise sprechen. 

Richard Sennett: Oh, dieses Thema ist mir selbst gerade wirklich wichtig! Bitte lassen Sie uns damit gleich an­fangen.

Gerne! Mit welchem Auftrag und in welcher Gefühlslage fahren Sie morgen nach Glasgow?

Sennett: Ich werde dort an verschiedenen Beratungen teilnehmen. Was diese Veranstaltungen in Glasgow betrifft, muss ich sagen: Die Arbeit der Medien im Vorfeld war einfach nur erschreckend. 

Warum genau?

Sennett: Vor allem deshalb, weil sie die ganze cop 26 als eine einmalige Ganz-oder-gar-nicht-Veranstaltung zugespitzt haben und diese dadurch mit einer Erwartungshaltung überfrachtet wurde, die die Konferenz nicht erfüllen kann. So eine Zuspitzung mag als guter Journalismus durchgehen, aber sie hat einen schrecklichen Effekt auf die Öffentlichkeit und schafft eigentlich nur Fatalismus und Resignation. Mit dieser Tragödie der Medien müssen wir uns andauernd, jeden Tag, auseinandersetzen. Es gibt ihn nämlich nicht, diesen einen Wendepunkt, an dem sich alles entscheidet. 

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