›Wir Piloten versuchen, Sprit zu sparen‹
Der Pilot und frühere Ö3-Moderator Hary Raithofer über Schlaf, Stronach und defekte Masken.
› Pilot ist kein kreativer Job. ‹
› Der Mensch tendiert dazu, die Haltung zu entwickeln: »Habʼ ich eh im Griff.« Im Flugzeug darf das nicht sein. ‹
› Meine Entscheidung, bei Ö3 aufzuhören, war vor allem Angst um meine Gesundheit. ‹
› Aufstehen um 4 : 30 Uhr. Nie mehr als vier, fünf Stunden Schlaf … Damit bin ich nie wirklich zurande gekommen. ‹
› Mir ist irgendwann aufgefallen, dass ich die Müdigkeit nicht mehr spüre. ‹
› Im Auto gibt es ein Lämpchen, das
mir anzeigt, wenn der Sprit aus ist. Beim Körper ist dieses Alarmlämpchen die Müdigkeit. ‹
› Wenn ich Radio höre, bin ich immer noch im Analysemodus. Einfach aufdrehen und zuhören wird nie gehen. ‹
› Turbulenzen bringen mich im Flugzeug nicht ins Schwitzen. Gefährlich ist Rauchentwicklung an Bord. ‹
› Im Cockpit wird wenig Privates geplaudert. Man muss ja jede Sekunde aufpassen. ‹
› Flugzeuge fallen nie aus nur einem Grund herunter. Es sind immer drei bis vier Gründe, die sich verketten. ‹
› Einmal habe ich mich beim Skifahren so verfahren, dass ich im hüfthohen Schnee steckengeblieben bin. Ohne Handy, dehydriert und mit nassem Fuß, habe ich mir gedacht: »Als Sohn der Berge, zwei Kilometer von der nächsten Piste entfernt, komme ich jetzt ums Leben.« Das habe ich richtig peinlich gefunden. ‹
› Ich sehe mich als Verlierer gegen
mich selbst, wenn ich die positiven Gedanken verliere. ‹
› Ich bin Rallye gefahren, und da hat sich gezeigt: Wenn du mit deinem Beifahrer besprichst, welcher Baum auf der Strecke besonders gefährlich ist, kannst du sicher sein, dass du im Rennen genau diesen Baum triffst. ‹
› Wenn du einen Weg zu gehen oder fahren hast, dann schau nicht auf das, wovor du dich fürchtest, sondern auf den Kurvenausgang. Man muss immer die Lösung im Blick haben. ‹
› Wir Piloten gehen mit dem ökologischen Aspekt unseres Berufs so um, dass wir versuchen, Sprit zu sparen. ‹
› Es geht sich nicht aus, dass man um 50 Euro nach London fliegt. ‹
› Meine größte Lebensleistung ist,
dass ich kein Arschloch bin. ‹
› Mir gehen Menschen auf die Nerven, die ständig Abkürzungen suchen,
um sich kleine Vorteile zu verschaffen. ‹
› Drei Wörter zu meiner Zeit bei Stronach: Reiz, Ernüchterung, Enttäuschung. ‹
› In guten Zeiten kommen defekte Fernseher aus Fabriken, in schlechten Zeiten kommen defekte Masken. Das muss man nüchtern sehen. ‹
› Im Leben ist nie alles optimal. Wenn man sich andere Karrieren ansieht und denkt, bei denen ging das so leicht, ist das ein großer Irrtum. ‹
› Es geht darum, Probleme zu meistern mit dem, was man zur Verfügung hat. ‹
› I am flying the aircraft, das ist mein Krisenbeitrag, und ich bin guter Dinge, dass die anderen Probleme der Krise andere sehen und lösen werden. ‹
Sie können die gesamte Ausgabe, in der dieser Artikel erschien, als ePaper kaufen:
Bei Austria-Kiosk kaufen