Ausbaufähig
Nach langen Boom-Jahren bricht der Wohnbau in Österreich massiv ein. Was die Politik dagegen tun kann – obwohl die Ursachen sich ihrem Zugriff entziehen.
Kaum je zuvor hat sich Niederösterreich, das Land der Häuslbauer, so in seiner innersten Natur von einer Wiener Behörde angegriffen gefühlt wie 2022 durch die Finanzmarktaufsicht FMA. Die hatte es gewagt, nur ein halbes Jahr vor der blau-gelben Landtagswahl die Schrauben bei den Vorschriften zur Kreditvergabe im Wohnbau nachzuziehen. Maximal 40 Prozent des Haushaltseinkommens – konservativ berechnet – dürfen die Rückzahlungen für solche Kredite jetzt ausmachen, ein Fünftel der Kosten eines Projekts muss der Bauherr selbst stemmen können: Kriterien, die vor allem für Jungfamilien, die sich ein Haus bauen oder eine Wohnung kaufen wollen, oft nur schwer zu erfüllen sind.
Das rief breite Kritik auf den Plan: Aus der Bau- und Immobilienwirtschaft, aus der Gewerkschaft, vor allem aber aus der ÖVP: ›Die Vorgaben der FMA nehmen vor allem vielen jungen Menschen die Zukunftshoffnung auf ein eigenes Heim‹, erklärte Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner, das sei ›völlig unverständlich, weil es nicht notwendig ist‹. Jugendstaatssekretärin Claudia Plakolm schloss sich an – ›die derzeitige Regelung der FMA ist aus meiner Sicht realitätsfremd und gefährlich. Realitätsfremd, weil kein junger Mensch 20 Prozent auf der Seite hat und gefährlich, weil es den Traum vom Eigenheim platzen lässt und damit die Motivation, dass es sich auszahlt, Leistung zu bringen‹ – und auch Finanzminister Magnus Brunner fand die Verordnung ›wichtig, aber über das Ziel geschossen‹.
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