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Bis die blaue Blase platzt

Was sich der Medien-Strategie der FPÖ entgegensetzen ließe.

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Illustration:
Blagovesta Bakardjieva
DATUM Ausgabe Dezember 2023/Jänner 2024

Nach 32 Jahren ist es an der Zeit, zum ersten Mal über Folgendes zu schreiben: Jörg Haider kehrt nach seiner Abwahl als Kärntner Landeshauptmann ins Parlament zurück, als FPÖ-Klubchef. Bei einem Termin mit ihm will ich über einen Brief Haiders an mich reden, über Einschüchterung und Andeutungen einer Erpressung, die ich von ihm klar benannt haben möchte. Stattdessen schaltet Haider auf Opfer. Er fühle sich von den Medien schlecht behandelt. Meinen Einwand, die FPÖ profitiere doch davon, das für ihn politisch Abträglichste wäre eine positive Berichterstattung, quittiert Haider mit einem zufriedenen Lächeln: ›Altes Feldherrenprinzip‹. Ohne Provokation keine Aufmerksamkeit, ohne Außenfeind keine Geschlossenheit. 

Nach 24 Jahren ist es an der Zeit, jenen FPÖ-Parteitag zu beschreiben, an dem unter dem Gejohle und Geschrei der Delegierten per Kameraschwenk das Bild meines fassungslosen Gesichts auf die große Leinwand projiziert wurde, um Haiders Angriffen Nachdruck zu verleihen. Da hatte er schon Jahre davor Journalisten öffentlich gedroht: ›Wenn ich was zu reden habe, wird in den Redaktionsstuben in Zukunft weniger gelogen.‹  

Diese Episoden zeigen nur, wie wenig inhaltliche Fantasie die Freiheitlichen im Umgang mit kritischen Medien aufbringen. Alles schon da gewesen, die personalisierten Angriffe (so wie heute auf Armin Wolf und Florian Klenk); die Verhaltensvorschriften für die Redaktionsstuben und so weiter. 

Politik mit Feindbildern ist die Spezialität aller rechten und rechtsextremen Gruppierungen und nicht neu. Der Grad der steigenden Aggression schon, befördert und beflügelt durch die neuen technologischen Möglichkeiten. 

In ihnen besteht der fundamentale Unterschied zu den gereizten Jahren eines Jörg Haider und den unbeholfenen eines Heinz-Christian Strache: Jede politische Botschaft, jede Provokation, jede Unwahrheit, jede Verleumdung ist im Zeitalter der Internet-Plattformen ein ›Köder‹. Qualitätsmedien müssen ihn nicht schlucken. Die FPÖ hat ihre eigenen Kanäle, verweigert sich den traditionellen, erreicht dadurch Aufmerksamkeit. Inhalte werden übernommen, geteilt und so verbreitet. Zuletzt funktionierte diese Taktik beim ›Führerbalkon‹-Video der FPÖ-Jugend. Auf allen traditionellen Kanälen wurde es gezeigt, wurde darüber berichtet und erreichte damit ein weitaus größeres Wählersegment. 

Die Strategie der ständigen aufgeregten Kritik am Verhalten von FPÖ-Politikern und deren Aussagen ist schon zu Haiders Zeiten gescheitert. Sie sollte durch eine der gerichtlichen Gegenwehr ersetzt werden. 

Die bekannte Medienanwältin Maria Windhager (die auch DATUM berät, Anm. d. Red.) weiß in einem Interview auch wie: ›Derzeit werden mit Falschbehauptungen und gezielten Diffamierungen Auflage und Klicks gemacht. Das sollte sich nicht mehr rentieren.‹  Dieser Versuchung widerstehen, den restlichen Angriffen mit ­Klagen begegnen; den Medien in der FPÖ-Blase inhaltlich Aufmerksamkeit schenken, um Falschbehauptungen aufzudecken, sonst aber die Publizität verweigern, bis ihnen in der blauen Blase der Stauerstoff der medialen Aufgeregtheit ausgeht – damit ließe sich schon einiges zurechtrücken. •

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