Blaxit
Immer mehr Schwarze aus Europa und den USA haben die Nase voll von Rassismus. Ihre Lösung: ihre Heimat zu verlassen und in die Herkunftsländer ihrer Eltern zu ziehen. Zu Besuch bei den Repats im Senegal.
Es gibt Momente im Leben, in denen man einfach ansteht. Nicht, weil einem der Mut fehlt, über Hindernisse zu springen oder die Hartnäckigkeit, über Umwege ans Ziel zu kommen, sondern weil einem irgendwann unmissverständlich klargemacht wird: bis hierher und nicht weiter. Sei dankbar, dass du es überhaupt bis hierher geschafft hast. Dass wir dich bis hierher haben kommen lassen. Salamata Konte stand vor acht Jahren in so einer Sackgasse. Da war sie 28 Jahre alt. Sie hat in einer Großbank in Paris gearbeitet. Zuerst als Kundenberaterin, später als Geschäftsleiterin für den Privatbankbereich. Sie wollte mehr Verantwortung. Mit den größeren, den wichtigeren Kunden zusammenarbeiten. Denen, die richtig viel Geld hatten. Keine Chance. Eine wie sie könne man nicht auf diese Klientel ansetzen, meinten ihre Vorgesetzten. Eine wie sie? ›Eine schwarze Frau, die noch dazu ein bisschen korpulenter ist‹, erklärt Konte. ›Das passt nicht zu dem Bild dieser Leute mit viel Geld.‹
Drei Jahre lang ist sie in dieser Sackgasse geblieben. Im Job, in Paris, in Frankreich. Bis sie das tat, was die BBC als ›stillen Exodus‹ der Schwarzen Europas und der USA nach Afrika bezeichnete. Salamata Konte verließ Frankreich gen Senegal, der Heimat ihrer Eltern.
Sie remigrierte.
Im deutschsprachigen Diskurs ist das Wort ›Remigration‹ vergiftet, umschreibt es doch rechtsextreme Fantasien, Geflohene, Migrantinnen, Eingebürgerte und ihre Kinder egal welcher Generation in ihre vermeintlichen Heimatländer zu deportieren. Es ist Menschenhass, sterilisiert in einer Fachsprache.

Wörter: 1766

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