›Der Konrad droht nicht‹

Macht, Glaube, Populismus: Was ist noch christlich- sozial? Ex-Raiffeisen-Chef Christian Konrad im Gespräch.

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Fotografie:
Gianmaria Gava
DATUM Ausgabe Mai 2018

Christian Konrad ist ausgezogen. Nach all den Jahrzehnten im Raiffeisenhaus am Donaukanal, der Zentrale der Raiffeisen-Holding Niederösterreich-Wien, wohl auch noch ungewohnt für alle anderen aus dem Reich der Genossenschaft. Seit kurzem residiert der langjährige Raiffeisen-Generalanwalt und ehemalige Flüchtlingskoordinator der Republik in einem Büro in der Walfischgasse nahe der Staatsoper – nüchtern eingerichtet, viel Schnickschnack mochte er nie, das Kreuz und das Hirschgeweih aus dem alten Büro sind natürlich mit umgezogen. Konrad wollte jetzt einen neuen Abschnitt beginnen, im März hat er gemeinsam mit anderen Mitstreitern ›Menschen.Würde.Österreich‹ präsentiert, eine Allianz für Integration. ›Es ist kälter geworden in diesem Land – und ich meine das nicht auf das Wetter bezogen, sondern auf die Haltung zu den Menschen. Es gibt weniger Humanität‹, sagte Konrad bei der Pressekonferenz. Um die Dinge herumzureden ist nicht seine Art – gute Bedingungen für ein offenes Gespräch.

Herr Konrad, wie passt ein christlich-soziales Weltbild noch in unsere Gesellschaft und zu ihrem Anspruch von Individualität, Leistung, Selbstverwirklichung?

Das Christlich-Soziale ist ein stabilisierendes Element – oder sollte es zumindest sein. Es ist so aktuell wie eh und je. Natürlich, die Zeiten ändern sich, es gibt andere Strömungen, aber ich bin vom Christlich-Sozialen geprägt und möchte gerne das, was ich in meiner Jugend und in meinem Leben aufgenommen habe, weitertragen. Ich weiß aus Erfahrung, dass Reden und Predigen eine Sache ist, aber wirksam ist vor allem das eigene Tun. Und ich versuche, im Rahmen meiner Möglichkeiten, mit all den Fehlern, Versäumnissen und dem Versagen immer wieder so einen geraden Weg zu gehen – und die Grundsätze der Humanität und der Verlässlichkeit zu leben.

Sie waren in Ihrer Funktion als Raiffeisen-General­anwalt ein mächtiger Manager mit besten Politkon­takten, haben sich sozial engagiert. Wie passen Bankgeschäft und christlich-soziales Denken in der Praxis zusammen?

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