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Editorial im April 2017

DATUM Ausgabe April 2017

Liebe Leserin, lieber Leser,

wohin andere sich zur Erholung begeben, dort beginnt für uns die
Arbeit. Was nach dem hatscherten Werbespruch eines Fremdenver
kehrsverbandes klingt, könnte der vorliegenden DATUM-Ausgabe als
Motto dienen. Wir waren auf Schneehängen und in Fichtenwäldern
unterwegs, in Parks, Tavernen und auf Stränden. Irgendwie war es
beides, erholsam und arbeitsam, und jedenfalls lehrreich.

So verbrachte Jakob Pallinger gleich mehrere Tage auf den zart
beschneiten Almen der Osterhorngruppe. Das Salzburger Skigebiet
Gaißau-Hintersee, familienbetrieben und beschaulich, steht am Ende
dieser Saison vor dem Ende aller Saisonen. Dieses Schicksal droht
vielen kleinen Skiregionen. Pallingers Geschichte handelt von chinesi
schen Investoren und skiindustrieller Megalomanie, von nationaler
Schneekanonenaufrüstung und globaler Klimaerwärmung (ab S. 64).

Eben diese führte Sonja Riegler in einen niederösterreichischen Wald,
wo sie zum bevorstehenden Verschwinden der Fichte recherchierte.
Noch ist die gemeine Fichte der in Österreich weitestverbreitete Baum.
Weil auch ihm die Klimaerwärmung zusetzt, werden sich unsere Wälder
bald massiv verändern. Was das für die Holzwirtschaft bedeutet und
welche Baumarten die Fichte ersetzen könnten, was wir dabei von der
Hybridpappel lernen und wie die Biomasseförderung das gesamte
Unterfangen zusätzlich erschwert, lesen Sie ab S. 32.

Im Wiener Pötzleinsdorfer Park, der eher für Sumpfzypressen und
Mammutbäume bekannt ist, nahm die Recherche für die vorliegende
Covergeschichte ihren Anfang. In der dort gelegenen Rudolf-Steiner
Schule wurden im März nach anfänglichem Masernverdacht Fälle von
Röteln diagnostiziert. Davon ausgehend erzählen Lukas Kapeller und
Jakob Pallinger, wie eine kleine Gruppe esoterischer Impfgegner eine
ganze Elterngeneration verunsichert und deren Kinder gefährdet – und
was Politik, Medizin und Bürokratie dieser Bedrohung (nicht) entgegen
zusetzen haben (ab S. 18).

Dass Gerald Drißner in Athen unterwegs war, um vom ersten offizi
ellen Moscheebau der Stadt seit 1832 zu erzählen (ab S. 60), und Joseph
Gepp im Schatten von Palmen das Freizeitverhalten der indischen Mittel
schicht (ab S. 75) beobachtet hat, rundet den schönen Schein einer
urlaubsrecherchierten Ausgabe ab.

Um der Vollständigkeit die Ehre zu erweisen, sei erwähnt, dass uns
manche Recherchen auch nur zu Telefonen, Bildschirmen und in klam
mes Wiener Gemäuer geführt haben: etwa ins Servitenviertel, wo uns
Wissenschaftsdoyenne Helga Nowotny schilderte, was Studentinnen in
den 1960er Jahren geraten wurde, um bessere Noten zu ergattern (ab S. 26).
Oder in den Amalientrakt der Hofburg, wo wir mit Altbundespräsident
Heinz Fischer über die Koalition sprachen, über die Sozialdemokratie
und Europa – also durchwegs über gefährdete Projekte (ab S. 52).

Die nächste Ausgabe klingt eher nicht nach Urlaub. Sie führt uns,
soviel sei verraten, in Einkaufszentren, Amtsstuben und Gefängnisse.
Aus letzterem wurde unsere Journalistin übrigens bereits geworfen.
Aber dazu, wie stets, beim nächsten Mal mehr.
Bis dahin darf ich Ihnen viel Vergnügen wünschen bei der Lektüre der
Seiten der Zeit.

Ihr Stefan Apfl
stefan.apfl@datum.at