›Ich kann mich nicht aus der Welt schaffen‹

 Altbundespräsident Heinz Fischer über Atomkoffer, Koalitionsmüdigkeit und sich selbst als Siebenjährigen.

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Fotografie:
Ursula Röck
DATUM Ausgabe April 2017

Fast ein Jahr ist es her, dass die Österreicher erstmals in die Wahllokale gingen, um einen Nachfolger für Heinz Fischer zu bestimmen. Im Ruhestand ist der Bundespräsident a. D. dennoch nicht. Er kommt jeden Tag in sein neues Büro in der Hofburg, um die Feierlichkeiten zum hundertsten Geburtstag der Republik 2018 zu koordinieren. Auch an diesem sonnigen Märzmorgen springt er pünktlich aus dem Auto, nimmt sich aus einem Karton unten bei der Wäschereistiege einen frischen Apfel (›Die stehen da jeden Morgen‹) und drückt auch den Journalisten ein Stück Obst in die Hand.

Herr Bundespräsident, wie nennt man Sie korrekt?
Da gibt es keine Spielregeln. Manche sagen Altbundespräsident, manche sagen Herr Bundespräsident. Und viele sagen einfach Herr Doktor Fischer.

Die Spielregeln gibt es ja vor allem deshalb nicht, weil fünf ihrer sieben Amtsvorgänger der Zweiten Republik das Ende ihrer Amtszeit nicht erlebt haben. Wie legen Sie diese Rolle, dieses Nichtamt an?
Möglichst ungezwungen. Ich war zwölf Jahre Bundespräsident, zwölf Jahre Nationalratspräsident, zwölf Jahre Klubobmann im Parlament und dazwischen ein paar Jahre Wissenschaftsminister. Da ist es, glaube ich, klug, wenn man nicht von 6.000 Touren gleich auf Leerlauf schaltet. Ich koordiniere die Vorbereitungen auf die Feierlichkeiten zum hundertsten Geburtstag der Republik, halte eine Vorlesung an der Universität Innsbruck, bin Vorsitzender der Österreichisch-Chinesischen Gesellschaft und des Verbands der österreichischen Volkshochschulen. Die Philharmoniker haben mich gebeten, als ›Patron‹ zur Verfügung zu stehen. Ich habe einen relativ ausgefüllten Tag und außerdem ein Privatleben. Diese Mischung habe ich mir selbst zusammengestellt und bin glücklich damit.

Gibt es etwas, das Sie aus Ihrem alten Amt vermissen?
Es war ein sehr interessantes Amt auf höchstem Niveau. Man trifft auf Fidel Castro, Barack Obama, auf führen­de Wissenschaftler und Kulturschaffende. Das hört natürlich in der Intensität mit Ende der Amtszeit auf. Ich treffe immer noch viele Menschen; manch Spitzenpolitiker auf Wien-­Besuch will mit mir einen Kaffee trinken. Aber diese weltweiten Kontaktmöglichkeiten in die verschiedensten Richtungen haben mir besondere Freude gemacht.

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