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Ein guter Samariter

Max Pollak hat sein Leben in Wien aufgegeben, um Kriegsverletzte in Sicherheit zu bringen. Warum geht er das Risiko ein?

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Fotografie:
Thomas Seifert
DATUM Ausgabe Dezember 2024/Jänner 2025

Behutsam und vorsichtig hievt Max Pollak die Trage mit dem verwundeten Soldaten in sein Sanitätsfahrzeug. Er hat ihn von einer Front-Sanitäterin in der Nähe des Lazaretts übernommen und ist mit ihr auch die Krankengeschichte des Soldaten durchgegangen. Beide haben kontrolliert, ob der Katheterbeutel richtig sitzt und der Katheter passt. 

Zwei Stunden Fahrt und 150 Kilometer sind es von hier nach Dnipro, der nach Kiew, Charkiw und Odessa viertgrößten Stadt der Ukraine. Dort wird der Verwundete in die Klinik Nummer 16 überstellt. Die Trage mit dem Verwundeten wird aus dem Ambulanz-Wagen gehoben und an das Krankenhauspersonal übergeben. Am Empfang der Klinik kennt man Max Pollak. Pollak wiederum kennt das Spital und fährt zielsicher in den Korridor, wo der Patient in eine Krankenhausliege umgebettet wird. Erledigt, das Team ist bereit zum nächsten Einsatz.

Die ersten Einsätze von TacMed Ukraine, das ist die NGO, für die Pollak unterwegs ist, kommen meist nach 22 Uhr oder 23 Uhr. Denn erst im Schutz der Dunkelheit können Verwundete in Frontnähe geborgen und ins Hinterland gebracht werden. Am Abend sind Teams eingeteilt, die Fahrzeuge vorbereitet. ›Wir wissen dann, wie viele Patienten wir übernehmen und wie viele davon wir liegend, wie viele sitzend transportieren können‹, erklärt Pollak. Über den Verwundungsgrad erfahren sie meist wenig. ›Wir wissen nur, ob sie einen Intensivtransport brauchen oder nicht.‹

Ich brauche den Nervenkitzel nicht

Max Pollak ist eine imposante Erscheinung: 53 Jahre alt, ein Mann wie ein Fels. Auf seinem rechten Unterarm hat er riesig das ukrainische Wappensymbol, den Dreizack (Trysub) tätowieren lassen, darüber den Schriftzug ›Slawa Ukrajini – Ruhm der Ukraine!‹. Mit seiner Glatze, dem grau melierten Vollbart und den tätowierten Armen wirkt er wie ein Biker. Diese Einschätzung ist auch nicht ganz falsch – tatsächlich besitzt er eine Honda Gold Wing, auch wenn er, wie er mit einem Lächeln anmerkt, als Motorradfahrer eigentlich einer ist, der in der Regel nur 120, 130 fährt. Mehr würde die alte Honda ohnehin nicht hergeben, sagt er: ›Ich brauche den Nervenkitzel nicht. Nicht einmal ansatzweise. Aber zugegeben: Hier in der Ukraine begebe ich mich sehr bewusst in teilweise heikle Gegenden und Situationen.‹

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