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Familiäre Trainingslager

Warum ich bei ›Siedler von Catan‹ auf einmal nur noch verliere.

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Illustration:
Blagovesta Bakardjieva
DATUM Ausgabe September 2023

Hin und wieder sollte man sich den Klassikern widmen. Das gilt für Literatur, Musik und bildende Kunst, es gilt aber ebenso für die Welt des Gesellschaftsspiels.

Ein solcher Klassiker ist  ›Die Siedler von Catan‹, 1995 vom deutschen Zahntechniker Klaus Teuber kreiert, der im April dieses Jahres verstarb. Zumindest im deutschen Sprachraum kennt fast jeder ›Die Siedler‹. Sie wurden außerdem in 42 Sprachen übersetzt, und wer kein kompletter Verweigerer ist, hat sie wohl auch schon mindestens einmal gespielt. Obwohl Teuber sich gemäß eigener Aussage einst Sorgen machte, dass das seit 2015 nur noch ›Catan‹ geheißene Spiel für die breite Masse zu komplex sein könnte, zeichnet es sich durch ein relativ einfaches Prinzip aus: Auf einem sechseckigen Spielplan setzen die Spieler reihum ihre ersten Siedlungen, in der Folge erhalten sie für die angrenzenden Landschaften verschiedene Rohstoffe.

Mit denen darf und soll gehandelt werden, auf dass aus der richtigen Rohstoffkombination neue Siedlungen, Straßen und Städte entstehen. Für die gibt’s Punkte, und wer zuerst zehn erreicht hat, ist Sieger – okay, ein paar nicht unwichtige Details sind jetzt unerwähnt geblieben, und von den unzähligen Spielerweiterungen und Spin-Offs, die inzwischen erschienen sind, will ich gar nicht erst anfangen. Aber im Großen und Ganzen stimmt es schon so. 

Beim Wiederspielen fiel mir vor allem zweierlei auf: Vermeintlich todsichere, innerfamiliär erprobte Strategien (›Ich setze NUR auf Getreide, Schaf und Erz und mache alle mit Städtebau und Aktionskarten platt, ha!‹) funktionieren gegen Teenager wesentlich weniger gut als gegen Volksschulkinder. Und während ich früher leichte Angst vor dem Moment des Gewinnens hatte (›Soll ich sagen, dass ich jetzt schon zehn Punkte habe, oder bricht das Kind dann in Tränen aus!?‹), fürchte ich mich nun davor, trotz voller Konzentration schon wieder zu verlieren.

Immerhin bin ich Schachmeister! Wieso auch meine Frau viel besser spielt als früher, verstehe ich allerdings nicht. Ein geheimes ›Catan‹-Trainingslager, zu dem ich nicht eingeladen wurde, scheint mir nicht auszuschließen. •

›Catan‹ von Klaus Teuber · Kosmos-Verlag