Hurra, wir lesen wieder!
Junge Menschen lieben Bücher – und zwar wegen BookTok, Insta und Co. Aber was landet dadurch in den Bücherregalen der Neo-Leser?
Im Augarten liegt fünfmal das gleiche Buch am Boden. ›Intermezzo‹ steht in großen schwarzen Blockbuchstaben auf dem blauen Einband geschrieben. Die Mitglieder des Buchclubs ›Wien liest mit‹ haben die Ausgaben mitgenommen, drei bunt gemusterte Picknickdecken ausgebreitet und es sich dann darauf gemütlich gemacht.
Anfang Juni sitzen die fünf Frauen im Schatten einer großen Platane und sind von Essen umgeben. In kleinen Tupperdosen liegen fein säuberlich vorgeschnittene Wassermelonen, Erdbeeren und Pfirsiche. Daneben Seifenblasen, Gummibärchen und Holzgabeln. In ihrer Mitte steht eine blumenverzierte Papierdose, randvoll mit Zetteln, auf die sie ihre Lesewünsche gekritzelt haben. Es ist das siebte Mal, dass sich die Frauen treffen, um über ihre gemeinsame Liebe zum Lesen zu diskutieren.
Das Buch, das sie heute besprechen, stand mehrmals auf den Zetteln in der Papierdose. Kein Wunder: Sally Rooneys Bestseller ›Intermezzo‹ taucht in jeder dritten Videorezension bei TikTok auf. Hier holen sich die Frauen des Buchclubs – wie viele andere junge Menschen – immer öfter neue Leseinspiration.
Ausgerechnet Soziale Medien, die das gedruckte Buch lange zu verdrängen schienen, haben dem Lesen in den letzten Jahren einen neuen Boom beschert. Weil das Phänomen vor allem auf TikTok begann, trägt es den Namen ›BookTok‹. Dort bewerben sogenannte ›Bookfluencer‹ trendige Neuerscheinungen, holen aber auch vermeintlich angestaubte Klassiker wieder vor den Vorhang. Mit Erfolg. Immer mehr junge Menschen lesen die ihnen empfohlenen Werke.

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