„Igel stinken am stärksten“
Name: Denise Holubar, 33
Beruf: Tierpflegerin
Um Sie drängen sich gerade drei Hunde. Ihr Lieblingstier?
Ich liebe Hunde, aber zu Hause warten auch vier Katzen auf mich. Tiere allgemein bedeuten mir unglaublich viel. Das ist auch der Grund, warum ich hier bin.
Welche Ausbildung mussten Sie dafür absolvieren?
Nach meiner Lehre als Bürokauffrau habe ich über den zweiten Bildungsweg Tierpflegerin gelernt. Jetzt kümmere ich mich schon seit neun Jahren um Tiere. Hier im Tierheim haben wir verschiedene Häuser, also das Katzenhaus oder das Hundehaus zum Beispiel. Ich selbst leite die Intensivstation. Wir haben als einziges Haus rund um die Uhr offen. Zu uns kommen alle kranken oder verletzten Tiere. Mediziner versorgen sie, wir füttern, pflegen und putzen. Außerdem sind wir die Wildtierstation, auf der verwaiste Wildtiere aufgezogen und versorgt werden, bis sie ausgewildert werden können.
Welche Tiere haben Sie denn hier?
Alle möglichen – Hunde und Katzen, Meerschweinchen, Wildtiere wie Eichhörnchen, Siebenschläfer bis hin zu exotischen Tieren wie Alpenskorpione oder Äskulapnattern. Wegen der hohen Stromkosten, um Terrarien zu beleuchten und zu beheizen, wurden lange viele exotische Tiere abgegeben.
Gibt es einzelne Tiere, die Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben sind?
Ja, Lukas, ein Huhn, das bei uns großgezogen wurde und sich später als Hahn entpuppte. Er war von Anfang an zutraulich und ist mir oft auf die Schulter gesprungen. Besäße ich einen Garten, hätte ich ihn mitgenommen. Jetzt ist er bei unseren drei Hühnerdamen im Stall, hat aber ein bisschen Angst vor ihnen und ist schüchtern. Wird schon noch!
Was müssen Sie für Ihren Beruf gut können?
Ich muss ein Gespür dafür haben, was Tiere brauchen. Hygiene und Sauberkeit spielen eine große Rolle, weil wir dafür sorgen müssen, dass Krankheiten nicht übertragen werden. Der Beruf erfordert auch körperliche Arbeit. Meine Freunde glauben ja, ich schmuse hier nur mit Kätzchen. Das mache ich natürlich zum Teil, aber 80 Prozent der Arbeit besteht aus Aufräumen und Reinigen. Ich putze mehr, als ich kuschle.
Stichwort Putzen: Haben Sie sich schon an den Geruch gewöhnt?
Nein, aber das ist in Ordnung. Igel stinken übrigens am stärksten.
Wie funktioniert das Auswildern von Tieren?
Das kommt drauf an. Bei Füchsen und Mardern arbeiten wir mit Jägern zusammen, die uns geeignete Reviere zeigen, wo die Tiere eine Chance haben. Wenn man sie alle auf einer Stelle auslässt, töten sie sich im schlimmsten Fall gegenseitig. Für Eichhörnchen gibt es eine Dame mit einer Auswilderungsvoliere. Dort können die Tiere noch Futter finden, wenn sie nicht gleich allein zurechtkommen.
Was passiert mit Tieren, die nicht wieder ausgewildert werden können?
Fast die Hälfte verbringen den Rest ihres Lebens bei uns. Wir haben zum Beispiel gerade flugunfähige Vögel oder auch Füchse. An Privatpersonen geben wir Wildtiere aus Prinzip nicht aus.
Aber klassische Haustiere schon, oder?
Natürlich, wobei das immer auf das Tier und seine Vorgeschichte ankommt. Gartenkatzen kommen nicht zu Menschen, die in einer Wohnung leben. Bei Hunden schauen wir, ob der Charakter des Tieres und der Lebensstil des zukünftigen Besitzers zueinander passen. Oft gibt es vorher mehrere Treffen, manchmal sogar Probetage, an denen das Tier mit nach Hause genommen wird.
Wie oft werden Tiere wieder zurückgebracht?
Sehr selten. Bei Katzen liegt die Rücklaufquote bei etwa fünf Prozent, bei Hunden ist es ähnlich. Unvermittelbar ist sowieso kaum ein Haustier. Erst letzte Woche hat Toni, eine Katze, nach sieben Jahren bei uns ein neues Zuhause gefunden.
Ihr Beruf klingt sehr erfüllend, aber können Sie davon auch leben?
Als Tierpflegerin verdiene ich etwa 1.600 Euro netto im Monat. Mit allen Zulagen liege ich insgesamt bei knapp 2.000 Euro netto. Reich wird in diesem Beruf niemand, aber ich mache ihn ja aus Überzeugung. •
Zahlen und Daten
Rund 1,39 Millionen Privathaushalte in Österreich besitzen Haustiere. In diesen Haushalten leben unter anderem 1.537.850 Katzen und 629.120 Hunde. Die Besitzer geben im Schnitt pro Monat 74 Euro und 80 Cent Euro für Futter, Tierbedarf und Ähnliches aus.
Quelle: STATISTIK AUSTRIA, Konsumerhebung 2019/20
Tierschutz Austria hat 2023 rund 4.500 Tiere versorgt, wobei 2.000 ein neues Zuhause vermittelt werden konnte und etwa 1.000 in der Natur ausgewildert wurden.
Quelle: Tierschutz Austria
Tierschutz in Österreich finanziert sich in großen Teilen über Spenden. Hierzulande spendete man 2023 insgesamt 1,1 Milliarden Euro, davon acht Prozent für Umwelt und Tierschutz.
Quelle: Fundraising Verband Austria 2023