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›Jeder kann ins Lager kommen‹

Adrian Zenz machte die Weltöffentlichkeit auf die chinesischen Lager für Uiguren aufmerksam. Ein Gespräch über Umerziehung und Propaganda.

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Fotografie:
Luis Dafos / Alamy Stock Photo
DATUM Ausgabe April 2019

In der muslimisch geprägten Provinz Xinjiang im Westen Chinas sollen bis zu einer Million Uiguren in Um­erziehungslagern inhaftiert sein. Adrian Zenz, Experte für Chinas Minderheitenpolitik, beforscht diese geheimen Lager, die von der Außenwelt geheim gehalten werden. 

Herr Zenz, wer sind die Uiguren?

Die Uiguren sind ein altes zentralasiatisches Turkvolk. Daher auch die kulturelle und sprachliche Verwandtschaft mit den heutigen Türken. Sie leben seit Jahrtausenden in Xinjiang im heutigen Westchina. Die Uiguren sind traditionell Ackerbauern und im Laufe der Jahrhunderte islamisiert worden. 1949 ist Mao Zedong mit seiner Armee in Xinjiang einmarschiert. Seitdem ist die Region fester Bestandteil der Volksrepublik China. Im Zuge der Kulturrevolution in den 60er- und 70er-Jahren wurden ihre kulturellen und religiösen Freiheiten unterdrückt. Moscheen wurden geschlossen, der Unterricht in ihrer Sprache unterdrückt. Das hat in den ethnischen Beziehungen viel Schaden angerichtet. Es kommt immer wieder zu Unruhen und Anschlägen von Seiten der Uiguren.  

Die chinesische Regierung sperrt die Uiguren ein, um den Terror zu bekämpfen. Woher kommt diese Angst?

Die Uiguren haben immer wieder gewaltsamen Widerstand geleistet. Insbesondere seit 2009 gab es in relativ regel­mäßigen Abständen blutige Anschläge auf chinesische Polizei- und Regierungsposten. Besonders hervorstec­hend war die Autobombe am Tian’anmen-Platz in Peking. Es kam zu blutigen Messerangriffen und Anschlägen auf chinesische Minenarbeiter. Die Frage ist: Woher kommt diese Gewalt? Sie ist ja nicht grundlos, sondern hat mit einer jahrelangen Unterdrückung der religiösen und kulturellen Freiheit des Volkes zu tun. Durch die aktuelle Umerziehungskampagne werden die Probleme nicht gelöst, sondern verschärft. 

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