Ohne Blut und Leichen
Jeder Schüler soll mindestens einmal eine NS-Gedenkstätte besuchen, meint die österreichische Bundesregierung. Unser Autor hat die 4. Klasse einer Wiener Mittelschule nach Mauthausen begleitet.
Am Ende der zweieinhalbstündigen Fahrt dreht und windet sich der Bus einen Hügel hinauf. Auf der Kuppe kommt unser Reiseziel endlich in Sicht. ›Das ist Mauthausen?‹ fragt ein Schüler, als er den Wachturm erblickt, bevor er sich selbst bestätigt: ›Ja, das ist Mauthausen.‹ Eine andere Schülerin schießt ein Foto mit ihrem Smartphone.
Anfang Mai und unter klarem blauen Himmel besucht die vierte Klasse einer Wiener Mittelschule als Teil ihrer geschichtlichen und politischen Bildung die KZ-Gedenkstätte Mauthausen. Jedes Schulkind solle einmal eine KZ-Gedenkstätte besuchen, schlägt die Bundesregierung vor, und seit dem Schuljahr 2023/24 hat sie eine Förderung zur Verfügung gestellt, um das zu ermöglichen.
Den Mobilitätszuschuss bekommen Klassen der 8. Schulstufe. In diesem Schuljahr ist eine verpflichtende Auseinandersetzung mit Antisemitismus, Nationalsozialismus und dem Holocaust Teil des Lehrplans. Die 4. Klasse ist auch die letzte Gelegenheit, Mittelschüler zu erreichen, bevor sie mit ihrer Berufsausbildung beginnen.
An diesem Tag parken Busse mit Kennzeichen aus ganz Österreich am Parkplatz, und Schülerschwärme wandern zwischen Toiletten, Bistro und dem Beginn ihres begleiteten Rundganges durch das Lager hin und her. Die KZ-Gedenkstätte Mauthausen ist fast an der Kapazitätsgrenze. Was Schulbesuche betrifft, ist sie heuer von März bis zum Ende des Schuljahrs ausgebucht.

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