Miguel de Cervantes schrieb mit ›Don Quijote‹ Weltliteratur. Seine zahlreichen Übersetzungen schreiben bis heute mit.
Kaum einen anderen Helden der Weltliteratur hat man so klar vor sich wie den dürren Don Quijote, der, mit einer Lanze in der Hand, begleitet von seinem treuen Knappen Sancho Panza, auf einem klapprigen Ross die Weiten des spanischen Hochlands durchzieht. Meist ist es natürlich nicht der tausendseitige Roman, der uns dieses Bild vor Augen führt, sondern eine seiner Illustrationen und Variationen – als Kinderbuch, Musical, Graphic Novel oder Zeichentrickserie. Das ist schade, denn Don Quijote ist viel mehr als das Stereotyp des gegen das ›Böse‹, gegen Ungerechtigkeiten anreitenden Spaniers. Das 1605 von Miguel de Cervantes veröffentlichte Buch – und seine Fortsetzung von 1615 – sind Meilensteine der Weltliteratur, die ersten realistischen Romane überhaupt, radikal und modern. Im Spanischen Bürgerkrieg erhoben die Republikaner das Buch zur weltlichen Bibel, und nach der Bibel ist Don Quijote tatsächlich das verbreitetste und meistübersetzte Buch der Welt. 2002 wählten einhundert Autoren und Autorinnen in einer Umfrage des Nobelpreisinstituts das Buch zum besten Roman aller Zeiten. Der US-Literaturkritiker Lionel Trilling behauptete 1950 gar, jede Fiktion sei nur eine Variation des Kernthemas des Don Quijote.
Dieses Kernthema ist die Diskrepanz zwischen der Weltanschauung, die man in sich trägt, und der äußeren Welt. Durch das Lesen von zu vielen Ritterromanen wurde der gutmütige, ältere Landadelige Alonso Quijano so verrückt, dass er den Plan fasste, unter dem Namen Don Quijote durch die Lande zu ziehen, um gegen das Böse zu kämpfen. Da es im Spanien des 17. Jahrhunderts genauso wenig fahrende Ritter gab wie heutzutage, war das Unterfangen komplett absurd.
Wörter: 2029
Lesezeit: ~11 Minuten
Diesen Artikel können Sie um € 1,50 komplett lesen.
Die Bezahlung erfolgt via PayPal.
Nach Bezahlung ist der Artikel 48 Stunden für Sie verfügbar.
Die Krise der Spitäler gefährdet nicht nur die Patienten, sondern auch das Gesundheitspersonal. Nach wie vor gibt es zu wenige Anlaufstellen für ›Second Victims‹.
Albert Winkler bearbeitet seit mehr als 30 Jahren Bilder mit Computern. Künstliche Intelligenz lieferte ihm nun sein bisher mächtigstes Werkzeug. Um ein Cover zu kreieren, das seinen Ansprüchen genügt, muss er aber noch selbst Hand anlegen.
Nach Jahrhunderten der Unterdrückung und der Ausbeutung haben die Menschen in der Ukraine erstmals das Gefühl, dass der Staat ihnen dient und Leben rettet.