Kraśnik hat sich 2019 zur › LGBT-freien Zone ‹ erklärt. Die kleine Stadt wurde dadurch zu einem Symbol polnischer Homophobie. Seit ausländische Regierungen Fördergelder streichen, bemüht sich der Gemeinderat um Schadensbegrenzung.
Menschen wie ich seien des Teufels. Sogar der Hexerei haben sie mich beschuldigt ‹, sagt Cezary Nieradko, der aber auch schon gar nichts Teuflisches an sich hat. Schüchtern, sensibel und sehr bedacht lässt er im Johannes-Paul-II.-Park seiner Heimatstadt Kraśnik die letzten zwei Jahre Revue passieren. Als offen homosexueller Mann hatte er es hier ohnehin nie leicht. Seitdem sich die ostpolnische Stadt vor zwei Jahren zur › LGBT-freien Zone ‹ erklärte, nahmen die verbalen Angriffe auf ihn massiv zu. Auch wenn er optisch unscheinbar aussieht – dunkelblaues T-Shirt, kurze Jogginghosen – kennt ihn mittlerweile praktisch jeder hier. Weil er sich gegen die Erklärung engagierte, wurde er von Gemeindevertretern › Lügner ‹ geschimpft, erhielt zig Hasskommentare und lebt mittlerweile in der nahegelegenen Großstadt Lublin.
Bis heute sorgt die Erklärung, rechtlich bedeutungslos und ohne direkte Auswirkungen, für einigen Wirbel. Zwar ist Kraśnik bei Weitem nicht die einzige derartige Zone. Durch eine Verkettung von eigenem Verschulden und unglücklichen Umständen wurde die Stadt aber zum Symbol für Homophobie, bis weit über die Landesgrenzen Polens hinaus. Da half es auch nicht mehr, dass der Gemeinderat die Erklärung im Mai wieder zurückgezogen hat und der Bürgermeister nun sehr um Schadensbegrenzung bemüht ist.
› Bevor die Erklärung verabschiedet wurde, war es ruhig hier. Es war keine Rede von einer LGBT-Ideologie, die angeblich die Gesellschaft bedroht ‹, sagt Nieradko im Schatten des weitläufigen Parks. Der 23-Jährige drückt sich sehr gewählt aus, was aber nicht über seinen Groll hinwegtäuschen kann. Schon in der Schulzeit wurde er aufgrund seiner Homosexualität, die er nie verbarg, gemobbt. Er erzählt von einer Schulärztin, die sich abfällig über Regenbogenparaden äußerte. Von der Lehrerin, die ihn trotz eines verletzten Oberschenkelmuskels absichtlich ins oberste Geschoss schickte. Einzig Paweł Kurek, sein Informatiklehrer, setzte sich für ihn ein. Er ist dazwischengegangen, als eine Lehrerin Nieradko gerade ohrfeigen wollte.
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