›Wir leben von Frauen‹

Ein Gespräch mit dem Verleger Nikolaus Brandstätter über fest im Leben stehende Leserinnen, den obersten Buchvertreter und die ungeschriebene Autobiografie seines Vaters.

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Fotografie:
Stefan Fürtbauer
DATUM Ausgabe Juli/August 2025

Herr Brandstätter, das Buch ist schon oft totgesagt worden. Trotzdem erscheinen allein im deutschen Sprachraum 60.000 bis 80.000 neue Bücher pro Jahr. Wer sind die Menschen, die heute Bücher kaufen und lesen?

Nikolaus Brandstätter: Totgesagte leben immer länger. Ich glaube, dass die Diskussion über den Untergang des Buches verfehlt ist. Wenn man sich den Gesamtmarkt anschaut, dann waren wir, was den Umsatz betrifft, die letzten 20 Jahre eine sehr stabile Branche. Natürlich gibt es im Detail Umbrüche und kurzfristige Ausschläge. Im Großen und Ganzen gilt: Die Umsätze wachsen leicht, das Plus wird aber durch die steigenden Kosten aufgefressen. Das macht es schwieriger. 

Liegt das an den Papierpreisen? 

Die Papierkosten spielen eine Rolle, aber auch steigende Mieten und Energiekosten belasten unsere Handelspartner. Unsere Branche steht vor großen Herausforderungen, sowohl durch das gesamtwirtschaftliche Umfeld, als auch dadurch, dass die Menschen in absoluten Zahlen weniger Bücher kaufen. Der Umsatz konnte dadurch stabil gehalten werden, dass die Buchpreise gestiegen sind. 

Haben Sie einen Einblick, wer Ihr typischer Leser ist? 

Ja, das haben wir. Wir beschäftigen uns sehr intensiv mit den Bedürfnissen unserer Leserinnen.

Sie betonen das ›innen‹. Sind es mehrheitlich Frauen?

Es sind mehrheitlich Frauen. Das gilt für die gesamte Buchbranche. Wir leben von Frauen,  und das mit Stolz. Unsere Kernzielgruppe ist weiblich und steht mitten im Leben. Sie kommen aus einem gebildeten Umfeld und sind auf der Suche nach Inspiration in verschiedensten Bereichen. Wir setzen einerseits auf gesellschaftspolitische Themen, andererseits auf Bücher, die in diesen turbulenten Zeiten die schönen Seiten des Lebens zeigen.  

Woran liegt es, dass Frauen offenbar um so viel lieber Bücher lesen?

Das hat wohl viel mit kultureller Prägung und einem stärkeren Zugang zur Selbstreflexion zu tun. Ich glaube nicht, dass Männer weniger Interesse am Lesen haben, aber vielleicht brauchen sie manchmal andere Zugänge, andere Themen, andere Erzählweisen. Aber das ist Hobbypsychologie. Ich halte mich lieber an die Fakten.

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