›Wir sind nicht mehr die Ruß-Knechte von früher‹
Name : Peter Hönig, 51
Beruf : Rauchfangkehrer
Warum sind Sie Rauchfangkehrer geworden?
Mein Urgroßvater war Rauchfangkehrer, genauso wie mein Großvater und mein Vater. Wobei der anfangs nicht wollte, dass ich die Lehre zum Rauchfangkehrer mache, denn der Beruf schien ihm wenig Zukunft zu haben. Doch wir haben neue Arbeitsbereiche erschlossen und uns gibt es immer noch.
Welche Aufgabengebiete denn?
Unser Beruf ist sehr technisch geworden. Mittlerweile messen wir Abgase, kontrollieren, ob ausreichend Verbrennungsluft existiert und prüfen die Dichtung von Rauchfängen. Und wir sorgen für die Freihaltung der Fluchtwege oder achten auf Brandgefahren in Wohnungen, Stiegenhäusern und auf Dachböden. Kurz gesagt: Wir sind nicht mehr die Ruß-Knechte von früher. Unser Beruf ist heute viel technischer.
Was müssen Sie in Ihrem Beruf besonders gut können?
Ich muss körperlich belastbar sein und früh aufstehen können – denn um 6 Uhr -beginnt unsere Schicht – und gut -kommunizieren. Ich komme in viele Wohnungen und damit in alle -Gesellschaftsschichten.
Was erleben Sie dort?
Ich habe schon fürchterliche Messie-Wohnungen, drogenabhängige und verwahrloste Menschen gesehen. -Tauben, die in der Wohnung leben oder Hunde, die ihr Geschäft am Boden verrichten. Das sind aber die Negativbeispiele. Die meisten Wohnungen sind normal, und viele Leute freuen sich, uns zu sehen. Manche greifen uns sogar an den Knopf und glauben, das bringe ihnen Glück.
Warum gelten Rauchfangkehrer eigentlich als Glücksbringer?
Im Mittelalter sind Rauchfangkehrer von Dorf zu Dorf gewandert und haben mit dem Warten der Feuer-stätten und Kamine dafür gesorgt, dass weniger Häuser abbrennen. Vor ein paar hundert Jahren kamen solche -Unglücke noch recht häufig vor. -Deswegen haben Menschen von Glück gesprochen, wenn meine Zunft in ihr Dorf kam.
Feiern Sie gern Silvester?
Eigentlich nicht (lacht). Ich bin kein großer Freund von Silvester und dem Feiern auf Druck.
Wie viel verdienen Rauchfangkehrer?
Netto knappe 2.000 Euro im Schnitt als Geselle. Als Meister dann so um die 2.300. Als Betriebsinhaber noch mehr.
Wie helfen Sie Menschen beim Energiesparen?
Wir achten darauf, dass die Emissionen von Feuerstätten, wie Thermen und Heizkesseln, so gering wie möglich sind und die Feuerungsanlage, also alles vom Ofen zum Rauchfang, gut -gewartet ist. Bei zu hohen Werten -müssen wir mitunter die Feuerstätte sperren, bis vom Installateur eine -Wartung durchgeführt wurde.
Merken Sie, dass wegen der Energiekrise mehr Menschen ihre Kamine und Öfen reaktivieren wollen?
Absolut, ich merke eine Verdreifachung der Nachfrage. Und ich beobachte, dass viele Leute einen rauchenden Rauchfang nicht mehr gewohnt sind. Immer wieder rufen Leute die Feuerwehr, wenn sie aufsteigenden Rauch über den Dächern sehen.
Würden Sie Ihren Kindern heute noch raten, Ihren Beruf zu ergreifen?
Ja. Uns gibt es seit Jahrhunderten, und solange wir im Rahmen der- -Energiewende weiter neue Aufgabenbereiche erschließen, mache ich mir da keine Sorgen, dass sich das ändert. •
Zahlen & Fakten:
In Wien arbeiten rund 300 Rauchfangkehrer in insgesamt 130 Betrieben.
Aktuell gibt es 46 Lehrlinge. Wie auch bei den Wiener Rauchfangkehrern insgesamt bleibt diese Zahl in etwa gleich.
In Wien gibt es über alle Kategorien hinweg, also bei Betriebsinhabern, Fachkräften und Lehrlingen, einen Frauenanteil von rund 20 %.
Mehr als 30.000 Rauch- und Abgasanlagen werden täglich gekehrt oder überprüft.
Quelle: Innung der Wiener Rauchfangkehrer