› Ich freue mich über gute Hassbriefe‹

Martin Moder über Bauchgefühl, Bon Jovi und Science-Groupies.

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Fotografie:
Ingo Pertramer
DATUM Ausgabe Februar 2021

› Manchmal kommt es vor, dass ich die ganze Nacht wach liege. Dann ärgere ich mich wahnsinnig, nicht zumindest etwas Sinnvolles zu machen. ‹

› Wenn ich eine Superkraft hätte, würde ich am liebsten fliegen können. Aber nicht normal fliegen, sondern als wäre die Gravitation auf zehn Prozent. ‹

› Mir ist vollkommen egal, wo ich lebe, solange Wien in der Nähe ist. ‹

› Weil ich einen massiven Mangel an Disziplin habe, hat mir meine Freundin einen Tresor geschenkt. Sämtliche Süßigkeiten werden eingesperrt. Und um mich zu quälen, ist er durchsichtig. ‹

› Es ist schade, wenn so etwas wie die Aschbacher-Dissertation funktioniert. Aber in diesem Fall ist es so lustig, dass es sich für alle Beteiligten gelohnt haben sollte. ‹

› Die Diskussion rund um Mikrochips und Impfen ist schon ziemlich hoch an der Decke der Absurditäten. ‹

›Der AstraZeneca-Impfstoff basiert auf dem Erkältungsvirus eines Schimpansen. Es hat tatsächlich jemand mal die Nischensorge mit mir geteilt, ob er nach der Impfung zum Schimpansen wird. ‹

› Ich habe unzählige Fruchtfliegen auf dem Gewissen. Sie waren aber alle mit Kohlendioxid betäubt. ‹

› Die Lehre aus der Pandemie ist : Wir sind dann erst wirklich sicher, wenn alle sicher sind. ‹

› Ich war schockiert, dass man auch zu Modellorganismen, also kleinen Lebewesen, eine emotionale Verbindung aufbaut. ‹

› Wenn man ein virologisches Paper verstehen möchte, kommt man um die Jahre eines Studiums nicht herum. ‹

› Das Bauchgefühl in der Forschung ist wichtiger, als sich viele eingestehen wollen. ‹

› Mit Science-Groupies habe ich noch keine Erfahrung gemacht. Groupietum ist in der Pandemie aber sowieso illegal. ‹

› Ich freue mich immer über gute Hassbriefe. Das zeigt, dass die Leute eine emotionale Reaktion auf meine Arbeit haben. ‹

› Beim Frühstück höre ich immer Klassik. Wenn ich gut drauf bin Mozart, wenn ich schlecht gelaunt bin Tschaikowski. ‹

› Wenn ich betrunken in einer Karaoke-Bar lande, ist Bon Jovi ganz oben auf der Liste. ‹

› Einmal habe ich auf ein Konzert ver­zichtet, weil ich am nächsten Tag im Labor stehen musste. Danach habe ich mich lange geärgert, was für ein Waschlappen ich bin. ‹

› Der Peak meiner Härte war, nach einem »Herr der Ringe«-Marathon direkt in die Schule zu gehen. ‹

› Für den Sommer mache ich keine Pläne. ‹

› Alles, womit man vor der Impfung Angst machen kann, ist als Gerücht in Umlauf. ‹

›Wenn es um Mikrochips geht, sollte man nicht mehr mit den Leuten reden, sondern mit seiner Zeit etwas Sinn­volles anfangen. ‹

› Am Bauernhof meiner Großeltern habe ich als verwöhntes Kind nie mitgeholfen, bestenfalls zugeschaut. ‹

Zur Person: 
Martin Moder (Jahrgang 1988) vereint Hirn und Schmäh. Der promovierte Molekularbiologe forschte mit Fruchtfliegen zum Thema Hirntumore, ist Buchautor und Mitglied der Kabarettgruppe ›Science Busters‹. Die Youtube-Videos des 1. Science-Slam-Europameisters rund um Covid-19 und Impfungen wurden hunderttausende Male angeklickt.

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