Auweh
In den Tullnerfelder Donau-Auen werden geschützte Bäume gefällt und durch profitablere Arten ersetzt. Muss Österreich seinen Naturschutz reparieren?
Im Tullnerfeld bestimmt die Geometrie die Geografie. Die rechteckige Ordnung der umliegenden Äcker ist in den letzten 20 Jahren schleichend auch in den Auwald am Donauufer nördlich von Wien eingesickert. Für Spaziergänger ist das Muster gar nicht so leicht erkennbar, selbst wenn sie bewusst danach suchen. Doch dreht man den Kopf am richtigen Weg, im richtigen Moment, dann wird aus dem Auwald plötzlich eine Excel-Tabelle. Reihe um Reihe, Spalte um Spalte stehen dort hochgewachsene Hybridpappeln. Eine Forstplantage, rund 20 Hektar groß, mitten im Schutzgebiet.
Die Auenlandschaft im Tullnerfeld ist die größte zusammenhängende in Österreich und seit Anfang des Jahrhunderts als Natura-2000-Gebiet geschützt. Diese sogenannten Europaschutzgebiete kommen gemeinsam mit Naturschutzgebieten in der Hierarchie gleich hinter den sehr strikten Nationalparks und Wildnisgebieten. Die EU hat für Natura-2000-Gebiete ein Verschlechterungsverbot vorgeschrieben. Der Zustand der schützenswerten Lebensräume, Tier- und Pflanzenarten darf also nicht schlechter werden als zum Zeitpunkt der Ausweisung des Gebiets. Trotzdem ging die im Tullnerfeld traditionell intensive Forstwirtschaft über die letzten 20 Jahre weiter.
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