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›Das Publikum ist mein wichtigster Partner‹

Schauspieler Philipp Hochmair über Wahn und Schabernack.

DATUM Ausgabe Oktober 2018

Wie schwierig ist die Beziehung zwischen Schauspieler und Publikum?

Ich würde sagen, das ist typ- und stückabhängig. Ich versuche immer sofort, eine Verbindung zum Publikum aufzubauen. Das Publikum ist mein wichtigster Partner. Ich spiele verhältnismäßig viele Solostücke und da muss ich mich ja immer zwangsläufig direkt ans Publikum wenden.

Sie spielen ja sowohl in Film und Fernsehen als auch auf der Bühne: einmal also direkt vor Publikum, einmal mit zeitverzögerter Öffentlichkeit. Wie unterschiedlich gehen Sie damit um?

Theater und Film ist etwas Anderes, fast Gegensätzliches. Film ist Foto, Theater ist Oper. Der ›Jedermann‹ etwa ist gesetzte, komponierte Sprache, die zelebriert wird. Theater will mit der Künstlichkeit offen, ja offensiv umgehen, während beim Film versucht wird, möglichst viel Natürlichkeit herzustellen. Beim Film gibt es kein direktes Publikum und man darf am Set nicht in die Falle gehen, die Mitarbeiter, die hinter der Kamera stehen, mit einem Publikum zu verwechseln. Sie dürfen als Zuseher keine Rolle spielen.

Was spielen Sie lieber?

Ich mag die Kombination. Mir macht es Freude, gleichzeitig Filme zu drehen und auf der Bühne zu stehen, da gibt es oft eine unerwartete Inspiration, das eine kann das andere positiv beeinflussen.

Bemerkt man im Spiel auf der Bühne das Publikum? Spürt man die Stimmung?

Nur! Der Außenstehende könnte glauben, der Schauspieler ist in einem Rausch und Wahn, aber die Realität sieht ganz anders aus. Ich bin wach und klar und mit dem Publikum in Verbindung. Wie ein Pilot in einem Flugzeug, man muss aufpassen, wo Gefahren sind, wie man sich den Windströmungen anpasst, wie man die Umstände am besten für sich nutzt.  Man muss ganz klar und umsichtig sein, also das Gegenteil von Wahn. Als Anfänger denkt man, man muss auf der Bühne möglichst wahnsinnig sein, stattdessen muss man sehr auf sich aufpassen. Man beobachtet, an welchen Stellen man Aufmerksamkeit kriegt, ob funktioniert, was man da macht.

Also eher kontrolliert?

Man hat eine Form der Kontrolle. Man versucht, sich einen sicheren Rahmen zu bauen. Einen Boden, auf dem man steht. Der Boden ist Text, der Boden ist Publikum, Sicherheit – und dann beginnt man auf diesem Boden zu tanzen.

Ging das schon einmal schief?

Hätte ich so noch nicht gesehen. Klar, manchmal klappt es gut, manchmal weniger. Aber wie bei einem Fernsehkoch wird das Essen gemeinsam gekocht, und es ist und bleibt immer ein Fest.

Machen es einem manche Zusammensetzungen von Publikum schwerer?

Es gibt Publikum, das nicht so harmonisch ist. Ich habe einmal vor Leuten gespielt, da bestand ein Drittel aus Schülern, ein Drittel aus Abonnement-Publikum und ein Drittel aus kritischem Fachpublikum. Als Anfänger konnte ich mich nicht richtig fallen lassen. In der Konstellation waren das drei so unterschiedliche Temperaturen, für mich schwer zu lesen und völlig anders, als zum Beispiel nur vor Schülern zu spielen. An einer Schule kann man ausprobieren und Schabernack treiben. Völlig gegensätzlich dazu etwa der Domplatz in Salzburg, der in seiner Ausformung einzigartig ist.