Ich beginne nicht mit dem Sound der Macht, sondern mit einem mächtigen Sound. Im Februar lief auf ARTE eine Musikkonserve: Das West-Eastern Divan Orchestra feierte seinen 20. Geburtstag mit einem besonderen Konzert und mit prominenten Solisten, mit Anne-Sophie Mutter, Yo-Yo Ma und Daniel Barenboim. Sie spielten das › Tripelkonzert ‹ für Klavier, Violine, Violoncello und Orchester von Ludwig van Beethoven. Es ist um 1804 in Wien komponiert worden und es ist Beethovens einzige Orchesterkomposition für drei Soloinstrumente. Man bezeichnet es auch als › heimliches Cellokonzert ‹, da das Cello in diesem Werk eine hervorgehobene Rolle spielt.
Das würde ich, der Hörer im warmen, unwinterlichen Winter von 2020 nicht sagen: Alle spielen in diesem Konzert die Hauptrolle. Ich als Wagnerianer habe unendliche Freude, wenn ein Tannhäuser von sich gibt: › Doch will ich büßend wallen, / zerschlagen meine Brust, / im Staube niederfallen, / Zerknirschung sei mir Lust. ‹ Diese Prämisse weist ja wirklich einen Weg aus der anthropologischen Misere: Wenn deine Lüsternheit dich in die Bredouille gebracht hat, kannst du beim Pilgern immer noch aus der Zerknirschung Lust schöpfen.
Aber ich geb’s ja zu, das Ganze ist, wie wir Wagnerianer sagen, überhochmetzt, ein bissl überkandidelt, dekadent. Deshalb fand, nein, deshalb suchte Nietzsche in Wagner seinen Gegenpol: Nietzsche wollte die Dekadenz, von der er wohl selbst genug in sich verspürte, ein für alle Mal tabuisieren. Anstelle dekadenter, ressentimentgeladener Praktikten, möge der Mensch tanzen, ungebrochen seiner Vitalität frönen und bitte nicht in unendliche Melodien abtauchen, von denen man sofort schwindlig wird. Musik ist etwas anderes als ein Anästhetikum, ein schmerzstillendes Betäubungsmittel. Im Schwindel kann keiner gehen, ist kein Mensch graziös.
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