Der Weg zur Idiotokratie
Vom Phonographen über Hollywood zu Realityshows und Twitter: Wie Medien amerikanische Präsidenten machen.
Zeit, das Volk Amerikas wieder aufzurichten. Der Präsident der Vereinigten Staaten gibt ein Versprechen ab: ›Make America Great Again‹. Weite Teile der Bevölkerung sind von Arbeitslosigkeit und Armut betroffen. Das Land ist wirtschaftlich und sozial, religiös und ideologisch gespalten. Doch die Durchsetzung des Präsidentenprogramms wird von demokratischen Institutionen behindert. Den Vorwurf aus dem Kongress, er wolle sich zum Diktator aufschwingen, quittiert er mit der Auflösung der Legislative. Der Ausnahmezustand wird erklärt, die Verfassung gilt nichts mehr: Ein Heer von Sturmtruppen soll die ›Feinde im eigenen Land‹ ausmerzen. Wer Widerstand leistet, dem wird kurzerhand der Schauprozess gemacht; anschließend Hinrichtung durch Erschießen an der Wand hinter dem Gerichtsgebäude …
Die Zukunftsvision einer Trump-Diktatur? Nein, ein 84 Jahre alter Film: ›Gabriel Over the White House‹ war 1933 eine Intervention in der ärgsten Depressionszeit, die in ihrer Widersprüchlichkeit uramerikanisch ist, gleichermaßen Wunsch- wie Albtraum. In der Figur des US-Präsidenten – in seiner realen Biografie und in seiner Darstellung in den Medien – spiegelt sich seit jeher der amerikanische Traum. Was ist mit Trump daraus geworden? In ›Gabriel Over the White House‹ setzt der fiktive Präsident New-Deal-Maßnahmen mit nationalsozialistischem Impetus. Bei Erscheinen des Films erkannte man im starken Mann eine kuriose Mischung aus Franklin D. Roosevelt und Benito Mussolini. Dass dieser Demagoge nach einem religiösen Erweckungserlebnis den Führerauftrag in sich entdeckt, gibt dem Film zusätzliche Aktualität.
Wörter: 1418
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