Die Leiden des Zoo-Direktors

Warum manche Spiele sogar für Hardcore-Brettspieler zu kompliziert sind.

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Illustration:
Blagovesta Bakardjieva
DATUM Ausgabe Juni 2024

Bitte, ich habe nichts gegen Komplexität. Einen gar nicht unwesentlichen Teil meines Lebens habe ich mit Schachspielen verbracht. Dabei kann es so horrend kompliziert zugehen, dass selbst Weltmeister am Brett entnervt abschnallen. Aber: Ein gutes Spiel sollte, so meine ich, halbwegs einfache, kompakte Regeln haben. Auf Basis dieser Regeln eröffnet sich dann im besten Fall ein unerschöpflich weites Feld. 

Die Macher von ›Arche Nova‹ sehen das offenbar anders. Spielthema ist der Aufbau eines Zoos nach wissenschaftlichen Kriterien, was doch erst einmal nett, weil pädagogisch wertvoll und auch irgendwie zeitgeistig tierlieb (Schutz bedrohter Arten und so) klingt. Das Spiel wird in Online-Rezensionen außerdem hymnisch besprochen, gilt dort allerdings als sogenanntes ›Kennerspiel‹, was vielleicht die Alarmglocken hätte läuten lassen sollen.

Um es wesentlich knapper zu sagen, als die Erläuterungen des Regelhefts zum Sub-Thema Spezialgehege (Streichelzoo, Reptilienhaus, Großvogelvoliere) gefasst sind: Das Management des Tiergartens Schönbrunn kann auch nicht mühsamer sein als dieses Spiel. Das beginnt schon mit der Ausstanzung schier unzähliger verschiedener Plättchen mit verwirrenden Symbolen, die in dafür vorgesehenen Boxen vorsortiert werden müssen.

Wenn man dann nach Stunden auf Seite 19 des kleingedruckten Regelwerks im A4-Format angekommen ist und vielleicht verstanden hat, wie Artenschutzzählstein, Verbandstableau und Endwertungskarten zusammenwirken, dürfte selbst dem größten Tierfreund die Lust aufs Auswildern von Breitschnauzenkaimanen vergangen sein. 

Zumindest ging es mir und meiner 14-jährigen Tochter so. Und die vertieft sich mir zuliebe sonst stundenlang in jedes noch so komplizierte Spiel. Von einer Karriere als Zoodirektoren sollten wir also wahrscheinlich absehen, wobei: Da geht es wenigstens wirklich um Tiere. • 

Spiel: Arche Nova · Autor: Mathias Wigge · Spieler: 1 bis 4 · Verlag: Feuerland

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